Psychotherapeutenkammer Bayern

Bericht zur 22. Delegiertenversammlung am 16.5.2013: Zukunft der Aus- und Weiterbildung und Konzepte zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung im Fokus

Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop gab zu Beginn des Vorstandsberichts einen Überblick über die umfangreiche Medienresonanz der Pressekonferenz im Vorfeld des 5. Bayerischen Landespsychotherapeutentages (LPT), über die Festveranstaltung zum 10-jährigen Kammerjubiläum sowie den LPT.

Den Vorstandsbericht präsentierte Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop. (Foto: Johannes Schuster)

Hinsichtlich der neuen Bedarfsplanungs-Richtlinie hob Melcop positiv hervor, dass es in Bayern 273 neue Praxissitze, überwiegend in ländlichen Regionen, geben werde. Von einer Überversorgung könne aufgrund der nach wie vor zu langen Wartezeiten auf den Beginn einer Psychotherapie indes nicht die Rede sein. In diesem Zusammenhang stellte er die Aufgaben und die geplante Zusammensetzung des gemeinsamen Landesgremiums zu sektorübergreifenden Versorgungsfragen vor, an dem auch die PTK Bayern mitwirken wird. Melcop erläuterte danach konzeptionelle Vorstellungen zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung im Zusammenwirken von ambulanter und stationärer Behandlung. Zusammenfassend stellte er fest, dass wesentliche Grundbedingungen für die Weiterentwicklung Verbesserungen in den Bereichen ambulante Versorgungsstruktur, Vernetzung und in Bezug auf die Bedingungen für die stationäre psychotherapeutische Behandlung seien. Darüber hinaus sei es wichtig, verbindliche, vergleichbare und übertragbare Rahmenbedingungen für beide Sektoren sowie für Modellprojekte zu schaffen.

Die 22. Delegiertenversammlung wurde von Elisabeth Gerz-Fischer und Klemens Funk geleitet. (Foto: Johannes Schuster)

Weiterhin befasste sich Melcop mit Planungen bestimmter Krankenkassen, zentrale Koordinierungsstellen für psychisch Erkrankte einzurichten und darüber Versorgungsangebote durch externe Dienste zentral steuern zu wollen zusammen mit dem Versuch, alternative Behandlungsangebote aufzubauen, welche die Psychotherapie ersetzen sollten. Melcop betonte, dass Psychotherapie als qualitativ hochwertige Behandlung nicht ersetzbar sei oder extern verkürzt werden könne. Die freie Psychotherapeutenwahl und Beziehungsgestaltung seien unverzichtbar. Die Therapieplanung müsse individuell erfolgen, nicht extern gesteuert. Grundsätzlich sei die Kooperation mit den Krankenkassen zur Verbesserung der Versorgung notwendig und sinnvoll. Diese müsse jedoch an die bestehenden Strukturen, die Arbeitsweise der Psychotherapeut/innen und die Eigeninitiative der Patient/innen angepasst werden.

Melcop setzte die Delegierten von ersten Auswertungen der bundesweiten Onlinebefragung der angestellten Psychotherapeut/innen, die am 25.3.2013, beendet wurde, in Kenntnis. Die Rückmeldequote von 37,4% der bayerischen Kammermitglieder sei deutlich überdurchschnittlich ebenso wie die der bayerischen Psychotherapeut/innen in Ausbildung. 39,5% der Befragungsteilnehmer/innen sind in Krankenhäusern tätig, 21,1% gaben „Sonstiges“ an, 15,6% arbeiten in der Jugendhilfe, 15,4% in Reha-Einrichtungen sowie 8,3% in Beratungsstellen.

Anhand unterschiedlicher Beispiele erläuterte er die Aktivitäten der Kammer im Bereich der Prävention und hob die umfangreichen fachlichen Stellungnahmen im Zusammenhang mit Anfragen und Anträgen im bayerischen Landtag hervor.

Mit langem Applaus dankten die Delegierten insbesondere der Arbeit der Geschäftsstellenmitarbeiter/innen, die Melcop anhand von Tätigkeitsstatistiken plastisch erläuterte.

Zum Abschluss seines Berichts informierte Melcop über schriftliche und persönliche Kontakte zu Gesundheitspolitiker/innen im Vorfeld der diesjährigen Landtags- und Bundestagswahlen. Im Vordergrund der Schreiben und Gespräche stand dabei die Bitte, sich in der kommenden Legislaturperiode für die Sicherung der psychotherapeutischen Versorgung und die Neufassung der Psychotherapeutenausbildung im Rahmen der dringend erforderlichen Novellierung des Psychotherapeutengesetzes einzusetzen. Die Kammer fordert im Wahljahr 2013 grundsätzlich eine bessere Gestaltung und Förderung der Prävention sowie eine zukunftsweisende Gestaltung der Versorgungsstruktur (psychotherapeutische Akutversorgung verbessern; kein Abbau von Zulassungsmöglichkeiten im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung; sektorübergreifende Planung gemeinsam mit Kammer). Des Weiteren solle die Psychotherapie als Qualitätsmerkmal in den Kliniken weiterentwickelt, die Ausbildung reformiert und die Tätigkeit der Psychotherapeut/innen deutlich höher vergütet werden. 

 

Berufsbild der Psychotherapeut/innen als Grundlage für die Ausbildungsreform
Vizepräsident Peter Lehndorfer berichtete von den Aktivitäten der Bundespsychotherapeutenkammer zur Ausbildungsreform und informierte über die Haltung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), das mit der Reform insbesondere auch die gesamte Versorgung psychisch kranker Menschen mit im Blick habe und die sog. Direktausbildung favorisiere.

Vizepräsident Peter Lehndorfer gab einen historischen Abriss der Diskussionen zur Ausbildungsreform. (Foto: Johannes Schuster)

Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel erläuterte die Determinanten der Entwicklung eines Berufsbildes, die zum einen auf den Bologna-Prozess der universitären Ausbildung und zum anderen auf den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium im Jahr 2008 basierten. Im Kern gehe es bei der Findung eines Berufsbildes um die Fragen, welche Kompetenzen für die Berufsqualifikation gebraucht und welche Schlüsse daraus für die Gestaltung von Aus- und Weiterbildung für Psychotherapeut/innen gezogen werden. Waldvogel führte als Beispiel den „Nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin“ (NKLM) an, der u. a. den Fokus auf die im Studium zu vermittelnden Kompetenzen zur Befähigung für die ärztliche Weiterbildung lege.

Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel erläuterte den in der AG des Länderrats erstellten Entwurf des Berufsbildes. (Foto: Johannes Schuster)

Dr. Nikolaus Melcop berichtete von der Arbeit der im Länderrat eingerichteten Arbeitsgruppe, in der die Landeskammern, der Vorstand der BPtK und die Vertreterin der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/innen im Länderrat eingebunden worden seien. Die Arbeitsgruppe habe insbesondere einen Entwurf des Berufsbildes erstellt, der den Delegierten des 22. Deutschen Psychotherapeutentages, der am 20.4.2013 stattfand, vorgelegt worden sei. Waldvogel ergänzte, dass mit Hilfe des Berufsbildes der Psychotherapeut/innen näher präzisiert werden könnte, über welche Kompetenzen Psychotherapeut/innen zum Abschluss ihrer Ausbildung bzw. Weiterbildung verfügen sollen. Nach Festlegung dieser Kompetenzen könne die Profession zielorientiert diskutieren, inwieweit das angestrebte Kompetenzprofil durch mögliche Ausbildungsmodelle realisiert werden könne. Der 22. DPT habe dem Antrag, inwieweit das angestrebte Kompetenzprofil durch eine postgraduale Ausbildung oder im Rahmen einer Direktausbildung mit anschließender Weiterbildung realisiert werden kann, mit großer Mehrheit zugestimmt.

Nach Lehndorfers, Waldvogels und Melcops Ausführungen diskutierten die Delegierten unterschiedliche Aspekte des Modells der Direktausbildung und des vorgestellten Berufsbildentwurfs lebhaft. Es wurden diverse Probleme, die in diesem Zusammenhang gesehen werden, ausgeführt, alternative Modelle dargestellt und, in anderen Beiträgen, die Vorteile des Direktausbildungsmodells und die Notwendigkeit einer baldigen Reform hervorgehoben.

 

Vizepräsident Peter Lehndorfer und Geschäftsführer Alexander Hillers erläuterten den Jahresabschluss 2012, die prospektive Haushaltsentwicklung ab 2013 und Neuigkeiten zu den Geschäftsstellenräumen
Nach der Stellungnahme des Finanzausschusses (Rudi Bittner) nahmen die Delegierten nach Diskussion den Jahresabschluss 2012 an und entlasteten den Vorstand einstimmig.

Die Delegierten nahmen den Jahresabschluss 2012 einstimmig an. (Foto: Johannes Schuster)

Geschäftsführer Alexander Hillers informierte im Anschluss die Delegierten über den aktuellen Stand der Suche und Anmietung geeigneter Büroräume für die Geschäftsstelle. Die Delegiertenversammlung hatte 2009 beschlossen, aufgrund der unzureichenden und ungünstigen Raumsituation, die für die Mitarbeiter/innen der Geschäftsstelle sehr belastend ist, neue Geschäftsstellenräume zu suchen. Seitdem seien mit den Optionen Miete oder Kauf zahlreiche Angebote intensiv geprüft und aktuell ein geeignetes Mietobjekt gefunden wurden. Hillers stellte das ausgewählte Objekt (Geschäftsstellenräume in der Nähe der S-Bahnstation Hirschgarten) vor, bei dem die für eine Anmietung entscheidenden Kriterien wie z. B. ausreichender Platz, datenschutzgerechte Lagerräume, Barrierefreiheit sowie Erreichbarkeit erfüllt seien.

 

Weitere Schwerpunkte der Delegiertenversammlung
Des Weiteren wurde aus den Ausschüssen der Kammer für Berufsordnung (Dr. Jürgen Thorwart), Einsprüche (Elisabeth Gerz-Fischer), Fortbildung (Dr. Peter Dillig), psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen (Gabriele Melcop), Weiterbildungsordnung (Dr. Herbert Ühlein) sowie für die Kommission für Psychotherapie in Institutionen (Dr. Maria Gavranidou) berichtet. Darüber hinaus informierten die satzungsgemäßen Vertreter der Hochschulen (Prof. Angelika Weber), der Ausbildungsinstitute (Christoph Kröger) sowie der Psychotherapeut/innen in Ausbildung (Lisa Brendel) über ihre Tätigkeit.

 

10 Jahre PTK Bayern – Rückblick und Ausblick
Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop stellte am Ende der 22. DV einige markante Meilensteine der letzten zehn Jahre der PTK Bayern und in der Arbeit der Delegiertenversammlung dar, die durch Diskussionsbeiträge der Delegierten ergänzt wurden.

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