Psychotherapeutenkammer Bayern

32. Delegiertenversammlung: Resolutionen zum BayPsychKHG und zur Telematik, Aufnahme des Bereichs „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“ in die Weiterbildungsordnung, Jahresabschluss 2017

Bei der 32. Delegiertenversammlung am 3. Mai 2018 wurden Resolutionen zum Gesetzentwurf für ein Bayerisches Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz sowie zur geplanten Telematikinfrastruktur verabschiedet. Außerdem beschlossen die Delegierten die Aufnahme des Bereichs „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“ in die Weiterbildungsordnung. Der Jahresabschluss 2017 wurde angenommen, ferner wurden Mitglieder und Stellvertreter/innen für den Verwaltungsrat der Bayerischen Ingenieurversorgung-Bau mit Psychotherapeutenversorgung (BIngPPV) nominiert.

Kammerpräsident Nikolaus Melcop skizzierte zu Beginn des Vorstandsberichts die aktuellen Entwicklungen und Trends in Politik und Gesellschaft: Zum einen warnte er davor, aus diffusen Gefühlen von Bedrohung, Benachteiligung und Wut heraus impulsiv einfache Lösungen zu fordern und demokratische Werte zu missachten. Auf der anderen Seite sei jedoch auch ein Trend der verstärkten Verteidigung der demokratischen Grundrechte und zum Einsatz für Minderheiten und Benachteiligte erkennbar. An Letzterem sollten sich auch die Berufspolitik und der Einsatz für psychisch kranke Menschen orientieren.

Kammerpräsident Nikolaus Melcop stellte den Vorstandsbericht vor. Kammerpräsident Nikolaus Melcop stellte den Vorstandsbericht vor. (Foto: Hiller)

Vorstandsmitglied Birgit Gorgas ging auf das geplante Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (BayPsychKHG) ein, über das auch in den Medien berichtet wurde. Die Presse hatte hier u.a. auch die Kritikpunkte der PTK Bayern aufgegriffen. Frau Gorgas erläuterte die Inhalte des Gesetzentwurfs, die in die Diskussion eingebrachten Kritikpunkte und die diesbezüglichen Aktivitäten der Kammer sowie das weitere Vorgehen. Obwohl die Staatsregierung nun angekündigt hat, einige der Kritikpunkte aus dem Gesetzentwurf herauszunehmen oder zu überarbeiten, mahnte Frau Gorgas, dass damit noch nicht alle Kritikpunkte gelöst seien. Die PTK Bayern werde sich daher weiterhin für Veränderungen des Gesetzentwurfes einsetzen. Die Delegiertenversammlung verabschiedete hierzu die Resolution „Keine Registrierung und Stigmatisierung psychisch kranker Menschen! Schutz und Behandlung als zentrale Ziele für das Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz“. Der Vorstand ermutigt alle Kammermitglieder, die Kontakte zu Abgeordneten des Landtags oder der Bezirkstage haben, dieses wichtige Thema anzusprechen und die Resolution zu verbreiten.

Vorstandsmitglied Birgit Gorgas erläuterte die Entwicklungen des geplanten Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz in Bayern. Vorstandsmitglied Birgit Gorgas erläuterte die Entwicklungen des geplanten Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz in Bayern. (Foto: Hiller)

Herr Melcop erläuterte anschließend im Vorstandsbericht, welche Anknüpfungspunkte die Psychotherapeut/innen an den Koalitionsvertrag der Bundesregierung haben. Ein zentraler Punkt ist die Forderung der schnellen Umsetzung der Reform für Aus- und Weiterbildung. Hierzu erörterte Herr Melcop den aktuellen Stand der Reformbestrebungen und die noch offenen Punkte im Arbeitsentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Dazu gehört u.a. die Berufsbezeichnung „Psychotherapeut/in“, eine erweiterte Legaldefinition, detaillierte Anforderungen an eine Approbationsordnung sowie sozialrechtliche Regelungen zur Weiterbildung.

Anschließend legte er die Ergebnisse der ersten Welle der Evaluation der Änderung der Psychotherapie-Richtlinie der BPTK sowie erste ausgewählte Ergebnisse der Studie zur Kostenerstattung mehrerer Landespsychotherapeutenkammern dar. Durchschnittlich 19 Wochen Wartezeit in Bayern auf eine Behandlung mit Richtlinienpsychotherapie seien immer noch erheblich zu lang. Er unterstütze daher die Forderungen der BPtK nach einer grundlegenden Reform der Bedarfsplanung, um die Wartezeiten für Patient/innen zu verkürzen.

Ein wichtiges Thema stellte auch die Diskussion zum Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Psychotherapie (WBP) zur wissenschaftlichen Anerkennung der Humanistischen Psychotherapie dar. Demnach empfiehlt der WBP auch die Gesprächspsychotherapie nicht mehr als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum/zur Psychologischen Psychotherapeut/in. Herr Melcop erläuterte den aktuellen Diskussionsstand dazu und berichtete von einem außerordentlichen Treffen mit dem Prüfungsausschuss der PTK Bayern für Gesprächspsychotherapie. Er rief dazu auf, im Dialog mit Vertreter/innen der Wissenschaft konstruktive und zielgerichtete Schritte zu unternehmen, damit die wertvollen Ansätze der Humanistischen Psychotherapie und der Gesprächspsychotherapie zukünftig bessere Chancen für eine wissenschaftliche Anerkennung hätten.

Herr Melcop gab einen Überblick über die in der Geschäftsstelle geleistete Arbeit und dankte allen Mitarbeiter/innen für ihren engagierten Einsatz.

Abschließend stellte er einen Ausblick auf das Thema Psychotherapie und Internet vor. Er betonte, dass im Mittelpunkt weiter der persönliche Kontakt zwischen Psychotherapeut/in und Patient/in stehen müsse. Er rief jedoch anhand von Beispielen dazu auf, sich intensiv mit der Aufklärung und Information für Patient/innen, den Themen Datenschutz und Persönlichkeitsrechte sowie der Regulierung und Kontrolle von Onlineangeboten auseinanderzusetzen. Psychotherapeut/innen würden ihrer Verantwortung nicht gerecht, wenn sie sich nur verweigerten. Das Internet solle für neue präventive Leistungen und als Ergänzung zur Psychotherapie im direkten Kontakt genutzt werden.

Es schloss sich eine breite und differenzierte Diskussion unter den Delegierten zu den Themen des Vorstandsberichts und zur Rolle von Psychotherapeut/innen zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen an. U.a. diskutierten sie dann neben dem fachlichen Nutzen von Internet und Fernkommunikation auch die Digitalisierung auf Verwaltungsebene und die anstehende Anbindung an die Telematikinfrastruktur. Die Delegiertenversammlung beschloss hierzu die Resolution „TELEMATIK: Fristen und Sanktionen aussetzen!“.

 

Weitere Berichte

Die neugewählten Ausschüsse und Kommissionen haben seit der letzten Delegiertenversammlung alle ihre ersten Sitzungen abgehalten. So berichteten der Ausschuss für Einsprüche, der Ausschuss für Fortbildung, der Ausschuss für psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Bayern, der Ausschuss für Öffentliche Gesundheitspflege, der Ausschuss für Versorgung besonderer Zielgruppen sowie die Gleichstellungskommission und die Kommission Psychotherapie in Institutionen über ihre Arbeit.

Anschließend informierten die satzungsgemäßen Vertreter/innen der Hochschulen, der Ausbildungsinstitute sowie der Ausbildungsteilnehmer/innen über ihre Tätigkeit.

 

Weiterbildung: Delegierte beschließen Aufnahme des Bereichs „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“

Zu Beginn des Tagesordnungspunktes stellte Vizepräsident Bruno Waldvogel einen Überblick über die Entwicklung der Weiterbildungsordnung der PTK Bayern vor. So wurde u. a. verdeutlicht, wie es zu der Entscheidung für den Bereich „Psychotherapie bei Diabetes“ und der Aufnahme in die Musterweiterbildungsordnung kam.

Anschließend erläuterte Prof. Dr. Bernhard Kulzer, Fachpsychologe für Diabetes (DDG), welche Gründe aus seiner Sicht für eine Aufnahme des Bereichs der Psychotherapie bei Diabetes in die Weiterbildungsordnung sprechen. Hierfür legte er anschaulich dar, wie viele Menschen in Deutschland an Diabetes leiden und welche Anforderungen im normalen Tagesablauf und an die Behandlung damit verbunden sind. Er legte dar, wie die Prävalenz von Diabetes und psychischen Krankheiten ist und verdeutlichte, welche Unterstützung durch Psychotherapeut/innen für Diabetes-Patient/innen möglich ist.

Prof. Dr. Bernhard Kulzer informierte in seinem Fachvortrag über den Bereich „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“. Prof. Dr. Bernhard Kulzer informierte in seinem Fachvortrag über den Bereich „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“. (Foto: Hiller)

Vorstandsmitglied Anke Pielsticker stellte anschließend den Kommissionsentwurf für die Weiterbildungsordnung der PTK Bayern vor. Dabei erläuterte sie den Bereich „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“ und legte die Weiterbildungsziele sowie die Regelungen dar.

Die Delegierten beschlossen mit großer Mehrheit die Aufnahme des Bereichs in die Weiterbildungsordnung der PTK Bayern.

Die Weiterbildung kann nicht nur als gesamte Weiterbildung absolviert werden, Teile davon können auch gewinnbringend für die eigene Behandlungspraxis als Fortbildung besucht werden.

 

Jahresabschluss 2017 einstimmig angenommen, Vorstand und Geschäftsführung entlastet

Vizepräsident Peter Lehndorfer erläuterte detailliert den Jahresabschluss für das Jahr 2017. Der Vorsitzende des Finanzausschusses Rudi Bittner trug den Bericht des Finanzausschusses vor und empfahl der Delegiertenversammlung die Annahme des Jahresabschlusses und die Entlastung des Vorstands und der Geschäftsführung. Die Delegierten folgten diesen Empfehlungen einstimmig.

Vizepräsident Peter Lehndorfer erläuterte den Jahresabschluss 2017. Vizepräsident Peter Lehndorfer erläuterte den Jahresabschluss 2017. (Foto: Hiller)

Nominierung der Mitglieder und Stellvertreter/innen für den Verwaltungsrat der Bayerischen Ingenieurversorgung-Bau mit Psychotherapeutenversorgung (BIngPPV)

Die aktuelle Amtsperiode des Verwaltungsrats der BIngPPV läuft zum Jahresende ab. Daher wurde eine Nominierung für den Verwaltungsrat für die kommende Amtsperiode fällig. Die Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des Verwaltungsrats werden von den jeweiligen Berufskammern vorgeschlagen. Die Ernennung für dieses Ehrenamt erfolgt anschließend durch das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr.

Die Vertreter/innen und ihre Stellvertreter/innen wurden durch eine Wahl bestimmt. Ergebnis der entsprechenden Wahlgänge war die Nominierung folgender Mitglieder für Verwaltungsrat der Bayerischen Ingenieurversorgung-Bau mit Psychotherapeutenversorgung (BIngPPV) :
•    Peter Lehndorfer
•    Nikolaus Melcop
•    Anke Pielsticker
•    Benedikt Waldherr

Als Stellvertreter/innen wurden in folgender Reihenfolge vorgeschlagen:
1.    Fatma Sürer
2.    Gerda Gradl
3.    Birsen Kahraman
4.    Markos Maragkos

Die Delegierten stimmten über die Weiterbildungsordnung und den Jahresabschluss ab und verabschiedeten zwei Resolutionen. Die Delegierten stimmten über die Weiterbildungsordnung und den Jahresabschluss ab und verabschiedeten zwei Resolutionen. (Foto: Hiller)
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