Herr Melcop erläuterte anschließend im Vorstandsbericht, welche Anknüpfungspunkte die Psychotherapeut/innen an den Koalitionsvertrag der Bundesregierung haben. Ein zentraler Punkt ist die Forderung der schnellen Umsetzung der Reform für Aus- und Weiterbildung. Hierzu erörterte Herr Melcop den aktuellen Stand der Reformbestrebungen und die noch offenen Punkte im Arbeitsentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Dazu gehört u.a. die Berufsbezeichnung „Psychotherapeut/in“, eine erweiterte Legaldefinition, detaillierte Anforderungen an eine Approbationsordnung sowie sozialrechtliche Regelungen zur Weiterbildung.
Anschließend legte er die Ergebnisse der ersten Welle der Evaluation der Änderung der Psychotherapie-Richtlinie der BPTK sowie erste ausgewählte Ergebnisse der Studie zur Kostenerstattung mehrerer Landespsychotherapeutenkammern dar. Durchschnittlich 19 Wochen Wartezeit in Bayern auf eine Behandlung mit Richtlinienpsychotherapie seien immer noch erheblich zu lang. Er unterstütze daher die Forderungen der BPtK nach einer grundlegenden Reform der Bedarfsplanung, um die Wartezeiten für Patient/innen zu verkürzen.
Ein wichtiges Thema stellte auch die Diskussion zum Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Psychotherapie (WBP) zur wissenschaftlichen Anerkennung der Humanistischen Psychotherapie dar. Demnach empfiehlt der WBP auch die Gesprächspsychotherapie nicht mehr als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum/zur Psychologischen Psychotherapeut/in. Herr Melcop erläuterte den aktuellen Diskussionsstand dazu und berichtete von einem außerordentlichen Treffen mit dem Prüfungsausschuss der PTK Bayern für Gesprächspsychotherapie. Er rief dazu auf, im Dialog mit Vertreter/innen der Wissenschaft konstruktive und zielgerichtete Schritte zu unternehmen, damit die wertvollen Ansätze der Humanistischen Psychotherapie und der Gesprächspsychotherapie zukünftig bessere Chancen für eine wissenschaftliche Anerkennung hätten.
Herr Melcop gab einen Überblick über die in der Geschäftsstelle geleistete Arbeit und dankte allen Mitarbeiter/innen für ihren engagierten Einsatz.
Abschließend stellte er einen Ausblick auf das Thema Psychotherapie und Internet vor. Er betonte, dass im Mittelpunkt weiter der persönliche Kontakt zwischen Psychotherapeut/in und Patient/in stehen müsse. Er rief jedoch anhand von Beispielen dazu auf, sich intensiv mit der Aufklärung und Information für Patient/innen, den Themen Datenschutz und Persönlichkeitsrechte sowie der Regulierung und Kontrolle von Onlineangeboten auseinanderzusetzen. Psychotherapeut/innen würden ihrer Verantwortung nicht gerecht, wenn sie sich nur verweigerten. Das Internet solle für neue präventive Leistungen und als Ergänzung zur Psychotherapie im direkten Kontakt genutzt werden.
Es schloss sich eine breite und differenzierte Diskussion unter den Delegierten zu den Themen des Vorstandsberichts und zur Rolle von Psychotherapeut/innen zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen an. U.a. diskutierten sie dann neben dem fachlichen Nutzen von Internet und Fernkommunikation auch die Digitalisierung auf Verwaltungsebene und die anstehende Anbindung an die Telematikinfrastruktur. Die Delegiertenversammlung beschloss hierzu die Resolution „TELEMATIK: Fristen und Sanktionen aussetzen!“.
Weitere Berichte
Die neugewählten Ausschüsse und Kommissionen haben seit der letzten Delegiertenversammlung alle ihre ersten Sitzungen abgehalten. So berichteten der Ausschuss für Einsprüche, der Ausschuss für Fortbildung, der Ausschuss für psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Bayern, der Ausschuss für Öffentliche Gesundheitspflege, der Ausschuss für Versorgung besonderer Zielgruppen sowie die Gleichstellungskommission und die Kommission Psychotherapie in Institutionen über ihre Arbeit.
Anschließend informierten die satzungsgemäßen Vertreter/innen der Hochschulen, der Ausbildungsinstitute sowie der Ausbildungsteilnehmer/innen über ihre Tätigkeit.
Weiterbildung: Delegierte beschließen Aufnahme des Bereichs „Spezielle Psychotherapie bei Diabetes“
Zu Beginn des Tagesordnungspunktes stellte Vizepräsident Bruno Waldvogel einen Überblick über die Entwicklung der Weiterbildungsordnung der PTK Bayern vor. So wurde u. a. verdeutlicht, wie es zu der Entscheidung für den Bereich „Psychotherapie bei Diabetes“ und der Aufnahme in die Musterweiterbildungsordnung kam.
Anschließend erläuterte Prof. Dr. Bernhard Kulzer, Fachpsychologe für Diabetes (DDG), welche Gründe aus seiner Sicht für eine Aufnahme des Bereichs der Psychotherapie bei Diabetes in die Weiterbildungsordnung sprechen. Hierfür legte er anschaulich dar, wie viele Menschen in Deutschland an Diabetes leiden und welche Anforderungen im normalen Tagesablauf und an die Behandlung damit verbunden sind. Er legte dar, wie die Prävalenz von Diabetes und psychischen Krankheiten ist und verdeutlichte, welche Unterstützung durch Psychotherapeut/innen für Diabetes-Patient/innen möglich ist.