Psychotherapeutenkammer Bayern

Delegiertenversammlung: Deutlich mehr Beachtung und Berücksichtigung von Psychotherapeut/inn/en und Psychotherapie in Politik und Öffentlichkeit

In der voraussichtlich letzten Delegiertenversammlung der 2. Wahlperiode am 13. Oktober blickte Präsident Dr. Nikolaus Melcop im Bericht des Vorstands auf die Kammerarbeit der letzten fünf Jahre zurück und verdeutlichte die gegenwärtigen und kommenden Aufgaben der PTK Bayern.


Der Vorstand der 2. Amtsperiode mit Geschäftsführer Alexander Hillers (v. l.): Peter Lehndorfer, Benedikt Waldherr, Gerda B. Gradl, Dr. Heiner Vogel, Dr. Nikolaus Melcop, Dr. Bruno Waldvogel. Der Blumenstrauß und die Kerze stehen in Gedenken an Angelika Wagner-Link, die im Mai 2011 überraschend gestorben war. (Foto: Johannes Schuster)

Schwerpunkt des derzeitigen berufs- und gesundheitspolitischen Einsatzes der Kammer sind das Versorgungsstrukturgesetz (GKV-VStG) und seine möglichen negativen Folgen hinsichtlich der psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung. Dieses Gesetz, betonte Melcop, werde große Weichen stellen und langfristige Auswirkungen haben. Er stellte die Forderungen der Psychotherapeutenschaft in Bezug auf das Gesetz vor und skizzierte die Lobbyarbeit der Kammer mit vielen Gesprächen mit Bundestagsabgeordneten und dem bayerischen Gesundheitsministerium und umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit. „Ich bin stolz, dass der Bundesrat den Antrag Bayerns in seiner Stellungnahme vom 23.9.2011 übernommen hat“, sagte Melcop. Der Bundestag habe jedoch das letzte Wort. Die Lobbyarbeit gehe deshalb bis zur letzten Abstimmung im Bundestag weiter. Melcop dankte ausdrücklich den Delegierten und allen Kammermitgliedern, die an den Aktionen der Kammer, den derzeitigen Kabinettsentwurf des GKV-VStG noch zu kippen, mitgewirkt haben und weiter mitwirken. „Dass eine ganze Berufsgruppe aufsteht und sich so intensiv für ihre Patient/innen einsetzt, ist in dieser Form einmalig. Gemeinsam mit aktiver Pressearbeit haben wir damit auch erreicht, dass Psychotherapeut/inn/en und Psychotherapie in Politik und Öffentlichkeit stärker beachtet und berücksichtigt werden.“

 


Den Vorstandsbericht präsentierte Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop. (Foto: Johannes Schuster)

5 Jahre Rückblick: Für eine bessere psychotherapeutische Versorgung

Melcop gab zunächst einen Überblick über die Aktivitäten und den Einsatz der Kammer für Kinder und Jugendliche in den vergangenen fünf Jahren. Er erinnerte u. a. an die repräsentative Erhebung der psychotherapeutischen Angebote für Kinder und Jugendliche in Bayern (2007), an das Inkrafttreten der 20%-Mindestquote für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie zum 1.1.2009, an die Mitwirkung des Runden Tisches „Kinder und Jugendliche“ seit 2009 und am Arbeitskreis „Integrierende Versorgung von Kindern und Jugendlichen“ im Expertenkreis Psychiatrie, an das Netzwerk „Kinder krebskranker Eltern“ sowie an die Teilnahme an diversen regionalen Kinderschutzkonferenzen.

Hinsichtlich der psychotherapeutischen Versorgung Erwachsener blickte Melcop beispielhaft zurück auf die diversen Veranstaltungen, Aktionen und Pressearbeit in den vergangenen fünf Jahren in den Bereichen Sucht, Psychotherapie für ältere Menschen, Palliativversorgung, Demenz, Migrant/inn/en, krebskranke und traumatisierte Menschen, Notfallpsychotherapie sowie für Menschen mit körperlichen Erkrankungen bis hin zur Veranstaltung „Zahn und Psyche“.


Prävention und Lebenswelten

Als Schwerpunkte in diesem Bereich stellte Melcop die Veranstaltung und Pressekonferenz „Prävention psychischer Störungen“ (2009) mit Alexander Huber sowie die Pressekonferenz „Depression bei Kindern und Jugendlichen – Früherkennung stärken“ (2011) und die Kooperationsveranstaltung mit dem bayerischen Gesundheitsministerium und führenden Krankenkassen „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ (2010) heraus. Die Resolution der 16. Delegiertenversammlung im April 2010 zum besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und sexuellem Missbrauch sowie der Einsatz für den Volksentscheid Nichtraucherschutz (2010) und für die Neuregelung des Glücksspielstaatsvertrages (2011), um das Suchtrisiko zu minimieren, seien ebenfalls richtungweisende Aktionen für mehr Prävention gewesen. Melcop teilte mit, dass sich die Kammer auch für verbesserte Regeln in Bezug auf Geldspielautomaten einsetzen werde.

 

 

Die 19. Delegiertenversammlung wurde von Ellen Bruckmayer (rechts) und Klemens Funk geleitet. (Foto: Johannes Schuster)

Zukunft unseres Berufs und der Psychotherapie – Grundlagen sichern

Klar definierte Zugangswege auf Masterniveau, die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen und ein hochqualifizierter Beruf „Psychotherapeut/in“: Das sind weiterhin die Forderungen der Kammer, für die sich die Kammer intensiv einsetzt, betonte Melcop. Hauptziel bleibt dabei die Novellierung des Psychotherapeutengesetzes. Als Erfolg für den Einsatz der Kammer wertete Melcop, dass die Zahl der Masterstudienplätze mit Schwerpunkt Klinische Psychologie an der LMU München für das Wintersemester 2011 deutlich erhöht wurde. Auch der regelmäßige Meinungsaustausch mit den AusbildungsteilnehmerInnen-Vertreter/inne/n, Hochschullehrer/inne/n und Ausbildungsinstituten sowie den leitenden Psychotherapeut/inn/en in psychiatrischen und psychotherapeutischen Kliniken seien für das Sichern der Grundlagen unseres Berufes wichtig.

 

Fachlichkeit, Patientenschutz, interne Kammerkultur und Solidarität

 

Ausgehend von dem Bereich der Psychiatrie wies Melcop auch auf den Einsatz für die Belange der angestellten Kammermitglieder hin, sei es für eine bessere Vergütung oder Beförderungen in Leitungspositionen. Die beiden Angestelltentage (2009, 2011) seien hierfür ein gutes Forum gewesen, um sich auszutauschen. Die Fortbildungsrichtlinie sei Ausdruck des Bemühens um fachliche Standards. Melcop informierte über die länderübergreifende Zusammenarbeit, die der Länderrat Mitte September 2011 in Form eines Beirates zur Anerkennung von Fortbildungen auf Antrag der PTK Bayern beschlossen habe. Fachlichkeit könne auch durch curriculare Fortbildungen gesichert werden, die zur Gutachtertätigkeit führen. Hierzu gehören die Forensikrichtlinie und die beiden FoBi-Veranstaltungen zur Erstellung von Legasthenie-Gutachten in München (2008) und Nürnberg (2010) sowie zur Begutachtung psychisch reaktiver Traumafolgen in aufenthaltsrechtlichen Verfahren (2011). Zur Verbesserung des Patientenschutzes habe die Kammer sowohl die Berufsordnung sehr ernst genommen und darüber hinaus noch die Kooperation mit der Unabhängigen Patientenberatung Deutschlands (UPD) in Richtung eines niedrigschwelligen Beratungsangebotes gesucht.

Essentielle Informationsbörsen für die Kammermitglieder seien die beiden Bayerischen Landespsychotherapeutentage 2008 und 2010 sowie insgesamt acht Info-Veranstaltungen der Kammer für Mitglieder in den Jahren 2009 und 2011 gewesen. Konzeptionelle und organisatorische Veränderungen in Bezug auf das Psychotherapeutenjournal – die PTK Bayern habe jetzt die Geschäftsführung inne – vertieften die länderübergreifende Kooperation und strafften die Arbeit des Redaktionsbeirates. Melcop setzte die Delegierten darüber hinaus über die Situation des Versorgungswerkes in Kenntnis, das nach wie vor den Turbulenzen der internationalen Finanzmärkte trotze und daher keinen Rettungsschirm benötige.

Am Ende des Vorstandsberichtes betonte Melcop den Stellenwert der Berufe und insbesondere der Psychotherapeut/inn/en in einem gesellschaftlichen Umfeld, das von den Dimensionen freier Markt, Staat und internationale Konzerne dominiert werde. Im beruflichen Handeln auf der Basis langjähriger Ausbildung und fachlich fundierter Regeln und Standards realisiere sich täglich das Streben der Psychotherapeut/inn/en nach einem besseren Leben und Zusammenleben der Menschen und entfalte eigenständig seine Wirkung.

Kammerpräsident Melcop dankte den Delegierten, den Vorsitzenden der Delegiertenversammlung, den ständigen Vertretern der Psychotherapeuten in Ausbildung, der Hochschulen und der Institute sowie den Ausschussmitgliedern und den Vorstandsbeauftragten für Ihren Einsatz. Besonderen Dank richtete Melcop an die Mitarbeiter/innen der Geschäftsstelle für ihre kontinuierliche, ausdauernde und tatkräftige Unterstützung.

In der Diskussion dankten mehrere Delegierte Kammerpräsident Melcop für den Bericht und dem Vorstand für die geleistete Arbeit in der 2. Amtsperiode. Besondere Zustimmung fand die Wortmeldung des Delegierten Dr. Wolfgang Schmidbauer, der forderte, dass die Psychotherapie eine deutlich größere Rolle in der Erstversorgung spielen sollte.


Gutachter-Richtlinie Forensik einstimmig angenommen

Dr. Andreas Rose, Beauftragter der PTK Bayern für Forensik und Gutachterwesen, informierte die Delegierten über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe der Länderkammern zur Sachverständigentätigkeit im Bereich der Forensik für PP und KJP und die dort erarbeitete Musterfortbildungsrichtlinie.

 


Dr. Andreas Rose stellte die Gutachter-Richtlinie Forensik vor. (Foto: Johannes Schuster)

Die Länderkammern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bremen, OPK und Hessen haben Forensik-Richtlinien bereits verabschiedet. Rose erläuterte detailliert die theoretischen und praktischen Inhalte des Grundlagenmoduls der Richtlinie sowie den Aufbau des praktischen Teils und den Hintergrund für die Anforderungen. Die Erfahrung mit der Richtlinie sollten fortlaufend evaluiert werden. Die Delegierten waren übereinstimmend der Meinung, dass die erarbeiteten fachlichen Standards und Umfänge angemessen und erforderlich seien und lehnten eine Abwertung durch Reduktionen klar ab. Nach der intensiven Diskussion und vorheriger Verabschiedung dreier Änderungsanträge wurde die Gutachter-Richtlinie einstimmig angenommen. Der Kernpunkt der Änderungen bezog sich auf die Frage, ob die PTK Bayern die von anderen Psychotherapeutenkammern erteilten Fortbildungsberechtigungen, die deutlich geringere Anforderungen beinhalten, anerkennen solle. Die Delegierten einigten sich darauf, dass nur dann andere Fortbildungsberechtigungen anerkannt werden, „soweit die Mindestanforderungen der vorliegenden Fortbildungsrichtlinie erfüllt sind. Die erworbenen Kenntnisse werden angerechnet.“


Die Gutachter-Richtlinie Forensik wurde von den Delegierten einstimmig angenommen. (Foto: Johannes Schuster)

Die notwendige Anpassung der Gebührensatzung aufgrund der Prüfung des Antragsverfahrens wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Den Wortlaut der von den Delegierten beschlossenen Regelungen der Forensik-Richtlinie und der Gebührensatzung werden wir nach Genehmigung durch das Aufsichtsministerium in Kürze auf der Kammer-Homepage veröffentlichen.


Haushaltsplan 2012 einstimmig angenommen

Die Delegierten nahmen den Haushaltsplan 2012 nach der Stellungnahme des Finanzausschusses und Diskussion einstimmig an.

 


Vizepräsident Peter Lehndorfer informierte über den Haushaltsplan 2012. (Foto: Johannes Schuster)



Einstimmige Annahme des Haushaltsplanes 2012. (Foto: Johannes Schuster)


Delegierte beschließen Anpassung der Satzung

Die Satzung wurde an die in der 18. Delegiertenversammlung beschlossenen Änderungen der Wahlordnung angepasst und überflüssige Übergangsvorschriften gestrichen.
 

Delegierte und Stellvertreter für die Bundesdelegiertenversammlung nachgewählt

Nach dem Tode von Vorstandsmitglied Angelika Wagner-Link musste der Platz als Bundesdelegierte/r satzungsgemäß neu besetzt werden. Als 15. Bundesdelegierte wurde Brigitte Morgenstern-Junior gewählt, Brigitte Seelmann-Eggebert zu ihrer 1. Stellvertreterin.


Weitere Schwerpunkte der Delegiertenversammlung

Im Anschluss folgten die Berichte aus den Ausschüssen der Kammer für Aus-, Fort- und Weiterbildung (Dr. Andreas Rose), für die Psychotherapie in Institutionen (Dr. Peter Dillig) sowie die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen (Silke von der Heyde).

Danach informierten die satzungsgemäßen Vertreter der Hochschulen (Prof. Angelika Weber), der Ausbildungsinstitute (Susanne Färber) sowie der Psychotherapeut/inn/en in Ausbildung (Lisa Brendel) über ihre Tätigkeit.


Besonderer Dank an Ellen Bruckmayer zum Abschied

Versammlungsleiter Klemens Funk und Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop bedankten sich bei Ellen Bruckmayer in persönlichen Worten für ihren engagierten Einsatz schon seit Kammergründung. Bruckmayer blickte bewegt auf die vergangenen Amtsperioden zurück. Zum Abschied schenkte sie Präsident Melcop als Erinnerung das Schild der Kammer, das am ersten Standort vom Gründungsvorstand angebracht worden war.


Blumen zum Abschied: Ellen Bruckmayer, Vorstandsmitglied der 1. Amtsperiode, mit Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop. (Foto: Johannes Schuster)


PTK Bayern

Fotostrecke: Kurzer Einblick in die 19. Delegiertenversammlung

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