Psychotherapeutenkammer Bayern

Großes Interesse an Veranstaltung „Psychotherapeut*innen handeln in der Klima- und Umweltkrise“

Meldung vom 29.03.2023

Am 27. März 2023 fand eine Onlineveranstaltung zum Thema „Psychotherapeut*innen handeln in der Klima- und Umweltkrise“ statt. 270 engagierte Psychotherapeut*innen informierten sich und diskutierten über die Handlungsfelder für Psychotherapeut*innen.

Die Referent*innen und der Vorstand der PTK Bayern gaben mit einem facettenreichen Programm einen Einblick in das Themengebiet, auf die Auswirkungen der Klimakrise und mögliche Handlungsmöglichkeiten: (jeweils v.l.n.r.) 1. Reihe: Susanne Leutner, Vorstandsmitglied Dr. Anke Pielsticker, Daniela Lempertz, Vizepräsidentin Nicole Nagel. 2. Reihe: Georg Adelmann, Präsident Dr. Nikolaus Melcop, Ole Littke, Vorstandsmitglied Birgit Gorgas. 3. Reihe: Birgit Zech, Katrin Freundorfer.

Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop führte in die Veranstaltung, die von den Vorstandsmitgliedern Dr. Anke Pielsticker und Birgit Gorgas moderiert wurde, ein. Er betonte die Wichtigkeit, dass sich Psychotherapeut*innen mit der Klima- und Umweltkrise auseinandersetzen. Die Folgen und Auswirkungen sind ein gesamtgesellschaftliches Problem und treffen alle – wenn auch in unterschiedlicher Form oder Stärke. Für die kommenden Jahre gibt es immer mehr Prognosen für Naturkatastrophen – und gerade auch Bayern wird davon betroffen sein. Diese Katastrophen bedeuten eine massive psychische Belastung für die Betroffen, die in einem Teil der Fälle zu gravierenden psychischen Störungen führen kann. Spätestens dann müssen Psychotherapeut*innen aktiv werden. Aber Psychotherapeut*innen sollten sich auch schon aktiv für präventive Maßnahmen und für Klima- und Umweltschutz einsetzen. In der Berufsordnung der PTK Bayern ist festgehalten, dass sich Psychotherapeut*innen „an der Erhaltung und Förderung der ökologischen und soziokulturellen Lebensgrundlagen im Hinblick auf ihre Bedeutung für die psychische Gesundheit der Menschen“ beteiligen (BO §1 Abs. 3).

Am konkreten Beispiel der Flut im Ahrtal informierten Daniela Lempertz und Susanne Leutner über eine Katastrophe, die durch den Klimawandel ausgelöst wurde, und stellten dar, wie Hilfeleistungen von Psychotherapeut*innen aussehen können. Sie berichteten über das dortige Netzwerk Soforthilfe Psyche, das mit Sprechstunden, Vermittlung von Therapieplätzen und Infogruppen zur Orientierung bei Stress und nach dem Erleben eines Traumas vor Ort schnelle Hilfe anbieten konnten.

Vizepräsidentin Nicole Nagel ging im Anschluss auf die direkten und indirekten Auswirkungen der Klimakrise auf die psychische Gesundheit ein und nahm dabei vor allem Kinder und Jugendliche in den Fokus. Sie beschrieb den „Krisenmodus Kindheit“ und mit welchen aktuellen globalen Belastungen und Sorgen Kinder gerade zu kämpfen haben: Die Klimakrise ist neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie, dem russischen Angriffskrieg oder den Sorgen zu Inflation etc. eine der Belastungen, mit denen sich nicht nur die Erwachsenen auseinandersetzen. Kinder und Jugendliche erleben u.a. Kontrollverlust und Ohnmacht, direkte Belastungen durch die Krise, den Einfluss negativer Nachrichten und spüren ein erhöhtes Konfliktpotential zwischen den Generationen. In ihrem Vortag ging Nicole Nagel auch auf mögliche psychotherapeutische Interventionen und Elternarbeit ein.

Der dritte Schwerpunkt der Veranstaltung befasste sich mit den Handlungsmöglichkeiten von Psychotherapeut*innen in der Region. Dr. Nikolaus Melcop betonte in seinem Impulsvortrag die positiven Auswirkungen von aktivem Handeln für die psychische Gesundheit und stellte die unterschiedlichen beruflichen Rollen von Psychotherapeut*innen in der Klima- und Umweltkrise vor. Psychotherapeut*innen sind gefragt, psychische Störungen durch Umwelt-Katastrophen zu behandeln, die eigene beruflichen Praxis nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten und Maßnahmen für die individuelle Prävention psychischer Gesundheit und für strukturelle Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen fachlich zu unterstützen. Psychotherapeut*innen können hierzu in den Regionen an Klima-, Umwelt- und Gesundheitsinitiativen mitwirken oder sich bei den Psychotherapists for Future (Psy4F) engagieren.

Bei den Psy4F engagierte Psychotherapeut*innen berichteten im Anschluss über ihre Arbeit: Birgit Zech stellte die Psy4F vor und informierte, wie eine Mitwirkung in den bundesweiten Strukturen aussehen kann. Außerdem stellten drei Regionalgruppen der Psy4F ihre Aktivitäten vor und luden zur Mitarbeit ein: Katrin Freundorfer stellte die Arbeit der Regionalgruppe Nürnberg-Erlangen-Fürth und die Angebote eines Klimacamps vor, Georg Adelmann informierte über die Arbeit der Würzburger Regionalgruppe und das Projekt „Klimakreise“ und Ole Littke berichtete über die Bamberger Regionalgruppe und die Workshops „Kommunizieren fürs Klima“.

In der abschließenden Diskussion wurde von den Teilnehmenden noch einmal die Dringlichkeit der anstehenden Probleme betont und auf die wichtigen Beiträge, die Psychotherapeut*innen hier leisten können, hingewiesen.

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