Psychotherapeutenkammer Bayern

Internationale Tagung in Berlin: "Psychotherapy in Europe - Disease Management Strategies for Depression"

25. März 2011 - Jeder siebte Europäer sucht innerhalb eines Jahres wegen eines psychischen Problems professionelle Hilfe auf. Das geht aus dem 2010 veröffentlichten Eurobarometer „Psychische Gesundheit“ hervor. Darüber hinaus leiden in der Europäischen Union sieben Prozent der Bevölkerung an einer unipolaren Depression, aber nur ein Drittel bis die Hälfte der Betroffenen werden behandelt. Psychotherapie erhalten nur zwei bis drei Prozent der Patienten. Psychische Erkrankungen, vor allem Angststörungen und Depressionen, sind die Hauptursache für die 58.000 Selbsttötungen pro Jahr und fordern damit in Europa mehr Opfer als Straßenverkehrsunfälle.

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat am 23. Februar 2011 in Berlin eine internationale Tagung veranstaltet, an der rund 60 Experten, Gesundheitspolitiker und Psychotherapeut/inn/en aus 20 europäischen Ländern teilnahmen. In der Tagung mit dem Titel „Psychotherapy in Europe – Disease Management Strategies for Depression“ diskutierten die Teilnehmer am Beispiel der Depression den Status quo der Versorgung sowie Leitlinien und Good-Practice-Modelle der psychotherapeutischen Versorgung.

In mehreren Kurzvorträgen wurden nationale Versorgungsstrukturen und innovative Versorgungskonzepte für Menschen mit Depressionen in Österreich, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Portugal und dem Vereinigten Königreich vorgestellt. Es zeigte sich, dass zwischen den Mitgliedstaaten der EU in der Versorgung psychisch kranker Menschen erhebliche Unterschiede bestehen. Alle Fachreferenten berichteten, dass sich in ihren Ländern ein steigender Behandlungsbedarf vor allem für junge Menschen abzeichne. In keinem Land reiche indes das derzeitige psychotherapeutische Behandlungsangebot aus, um diesem Versorgungsbedarf auch nur annähernd gerecht zu werden. 

Nach der Tagung wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Thematik vertieft diskutiert. Darüber hinaus ging es um Fragen nach dem Wesen der Psychotherapie und dem Beruf des Psychotherapeuten, seinen Kompetenzen und Aufgaben. Schließlich wurde danach gefragt, wie es gelingen kann, die Stärken intensiver Psychotherapie zu nutzen und gleichzeitig bei begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen den steigenden innereuropäischen Behandlungsbedarf zu decken.

Die Teilnehmer der Tagung kamen überein, dass es Ziel sein muss, eine qualitätsgesicherte Versorgung für psychisch kranke Menschen anzubieten und die bestehenden Versorgungslücken nicht länger zu akzeptieren.

Einen detaillierten Bericht der Tagung finden Sie auf der Website der Bundespsychotherapeutenkammer. Hier sind auch die Fachvorträge der Experten zum Herunterladen bereitgestellt.

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