Das Thema Grenzverletzungen in der Psychotherapie ist auch nach vielen Jahren aktiver Kammerpolitik ein Bereich, der als eine Aufgabe in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung gesehen werden muss. Wir möchten mit der Veranstaltung Grenzüberschreitung durch Psychotherapeut/inn/en Nachbehandlung der Patient/inn/en darauf hinwirken, dass betroffene Patienten und Patientinnen eine gute Weiterbehandlung finden.
Nachbehandlungen nach Grenzverletzungen sind auch für andere Berufsgruppen von Bedeutung, so z. B. in der Seelsorge, in der medizinischen Versorgung oder im sozialen Bereich. Dabei gibt es unterschiedliche Formen von Grenzverletzungen bis hin zum sexuellen Übergriff.
Am Vormittag wird Dr. Werner Tschan aus der Schweiz, der bereits vor vielen Jahren mit seinem Standardwerk Missbrauchtes Vertrauen Licht in dieses dunkle Feld gebracht hat, gestalten. Er ist Mediziner und hat nicht nur über den PSM (Professionellen Sexuellen Missbrauch), wie die Thematik begrifflich benannt wird, geforscht, sondern auch ein Trainingsprogramm zur Täterrehabilitation (Boundary Training) entwickelt. Er wird zum Einen über die statistischen und realen Verhältnisse von Grenzverletzungen in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens und in der Psychotherapie berichten. Er wird auch über die Folgen von Grenzverletzungen und Folgeerkrankungen im Rahmen der beiden Workshops referieren. Der erste Workshop trägt den Titel. Wie fängt es an? (Epidemiologie und Verläufe). Der zweite Workshop hat den Titel Wie geht es den Betroffenen? (Folgen und die Behandlung der Opfer).
Nach der Mittagspause wird dann für die Teilnehmer Gelegenheit bestehen, in zwei parallelen Workshops die Besonderheiten der Behandlungsstrategien nach Grenzverletzungen in der Psychotherapie kennen zu lernen. Unter dem Titel 'Besondere Aspekte von Folgetherapien nach missbräuchlichen Psychotherapie-Erfahrungen' werden entsprechende Kenntnisse über die Besonderheiten dieser Therapieverläufe zu erfahren sein. Besonders wichtig ist es uns, die Teilnehmer zur Diskussion einzuladen und auf ihre Fragen einzugehen.
Der Nachmittag wird von Dr. Giulietta Tibone gestaltet, die als Juristin und Psychotherapeutin/Psychoanalytikerin über viel Fachwissen aus beiden Themenkreisen verfügt. Aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit als Vertrauensperson in einem großen Ausbildungsinstitut sowie in einem Berufsverband kennt sie viele praktische Fälle des Verlaufs von Grenzverletzungen in der Psychotherapie und wird aus ihrem reichen Erfahrungsschatz viel Kompetenz und Detailwissen einbringen.
Der zweite Referent wird unser Vorstandsmitglied Dipl.-Psych. Benedikt Waldherr sein. Auch er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Grenzverletzung in der Psychotherapie. Er hat hierzu bereits verschiedene Vorträge gehalten und wird die Besonderheiten des verhaltenstherapeutischen Behandlungskontextes herausstellen und mit den Teilnehmern des Workshops bearbeiten.