Psychotherapeutenkammer Bayern

Vizepräsident Lehndorfer betont auf Podiumsdiskussion zum Start der Schwerpunktkampagne „Kindergesundheit“ des Bayerischen Gesundheitsministeriums die Bedeutung der Prävention und Früherkennung psychischer Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen

Am 17.06.2015 fand in München ein vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege veranstaltetes Kindergesundheitsforum statt, an dem rund 200 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/innen, Kinderpsychiater/innen, Kinderärzt/innen und weitere am Thema Kindergesundheit Interessierte teilnahmen. In einer vom BR-Redakteur Werner Buchberger moderierten Gesprächsrunde zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, an der auch die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml teilnahm, forderte Vizepräsident Peter Lehndorfer, die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und die Prävention psychischer Störungen durch universelle Maßnahmen zu verbessern, um auch Risikofamilien erreichen zu können. Ferner regte er an, evidenzbasierte Informationsplattformen zu psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen im Internet zu veröffentlichen, um Eltern, Kindern und Jugendlichen qualitätsgesicherte Informationen zur Verfügung stellen zu können.

Die Bayerische Gesundheitsministerin präsentierte den ersten Bayerischen Kindergesundheitsbericht: „Wir haben jetzt einen umfassenden Überblick über die gesundheitliche Lage von Kindern im Freistaat. Anhand der Daten können wir auch erkennen, wo es noch Handlungsbedarf gibt.“ Foto: Johannes Schuster

Zu Beginn des Kindergesundheitsforums stellte Melanie Huml den ersten Bayerischen Kindergesundheitsbericht vor. Der 90-seitige Bericht enthalte Daten zu den Krankheiten und Unfallverletzungen von Kindern in Bayern. Weitere Schwerpunkte seien u. a. Allergien, Impfungen und psychische Verhaltensauffälligkeiten. Des Weiteren beinhalte der Bericht zahlreiche Informationen zu Vorsorge und Beratungsmöglichkeiten. Insgesamt lebten in Bayern derzeit fast 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren. Das seien gut 13 Prozent der Gesamtbevölkerung. 385.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren litten im Jahr 2013 an psychischen Störungen. In der Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen seien es im gleichen Jahr 115.000 gewesen. Rund 70.000 Kinder und Jugendliche litten an ADHS. Wichtig seien ihr auch die ganzheitliche Strategie im Bayerischen Präventionsplan und der Lebensweltenansatz, dass Kinder und Jugendliche dort erreicht würden, wo sie sich befänden.

Werner Buchberger (links), Bayerischer Rundfunk, moderierte die Gesprächsrunde zur psychischen Gesundheit (v. l.): Eva Straub, Kammervizepräsident Peter Lehndorfer, Staatsministerin Melanie Huml und Prof. Dr. Gerd Schulte Körne. Foto: Johannes Schuster

In der Podiumsdiskussion stellte Peter Lehndorfer auch die Aussage des Moderators Werner Buchberger, dass es in Bayern ausreichend psychotherapeutische Versorgung für Kinder und Jugendlichen gäbe, richtig. Er ging hierzu auf die dringend zu novellierende Bedarfsplanung ein, die im Rahmen der Verabschiedung des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes nun vom Gemeinsamen Bundesausschuss bis zum 31.12.2016 bedarfsgerechter und insbesondere kleinräumiger neu zu regeln sei. Lehndorfer berichtete auch über Erfahrungen aus seiner eigenen Praxis, nach denen es immer häufiger vorkomme, dass Eltern mit unzureichenden und falschen Informationen über psychische Erkrankungen, die sie im Internet gefunden hatten, in die Praxis kämen und beispielsweise die Selbstdiagnose ADHS mitbrächten. Ferner thematisierte er die Gefahren, die durch Cybermobbing entstünden und stellte die Probleme dar, die durch nicht-stoffgebundene Süchte entstehen könnten. Er forderte einen politischen Einsatz zur Förderung von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen.


Eva Straub, zweite Vorsitzende des Landesverbands Bayern der Angehörigen psychisch Kranker e. V., forderte in der Podiumsdiskussion eine bessere Vernetzung der Kinder- und Jugendpsychiater bzw. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/innen mit der Jugendhilfe. Wichtig sei auch, die Themen „Kinder psychisch kranker Eltern“ und „Geschwister psychisch kranker Kinder“ verstärkt in den Fokus zu rücken. Prof. Dr. Gerd Schulte Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der LMU München, legte in der Podiumsdiskussion auf die Frage Gewicht, wie alle Beteiligten ihr Bewusstsein im Bereich psychisch kranker Kinder schärfen könnten. Schulte Körne ging auch kurz auf die von der LMU München initiierte Studie PRODO (Primärprävention von Depression bei Kindern und Jugendlichen mit einem an Depression erkrankten Elternteil) ein, im Rahmen derer ein familienbasiertes Präventionsprogramm zur Reduktion des Erkrankungsrisikos für eine depressive Störung und zur Verbesserung von psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen evaluiert werden soll.


Melanie Huml betonte in der Podiumsdiskussion unter anderem, wie wichtig es sei, dass über psychische Erkrankungen in den Familien geredet werde und diese auch angesprochen werden sollten.

Breakdance im Max-Joseph-Saal der Münchener Residenz: Eine Tanzgruppe des Kinder- und Jugendzentrums Hasenbergl zeigte, dass sie MIT.MACHEN. Sport als ein Ansatzpunkt und Quelle für Gesundheit. Foto: Johannes Schuster

Die Fachtagung war zugleich Auftakt für den diesjährigen Jahresschwerpunkt des Bayerischen Gesundheitsministeriums zur „Kindergesundheit“ unter dem Motto „ICH. MACH. MIT. Alles, was gesund ist.“ Mehrere Fachvorträge u. a. zu Themen wie gesunde Ernährung, Zahngesundheit, Sport, Medienkompetenz bei Kindern sowie Chancengleichheit rundeten das Kindergesundheitsforum ab.
Im Rahmen der Schwerpunktkampagne Kindergesundheit wird sich die PTK Bayern auch mit einer Veranstaltung zum Thema „Cybermobbing“ beteiligen. Der Veranstaltungsort und der Termin werden rechtzeitig mitgeteilt.

Den Bayerischen Kindergesundheitsbericht haben wir als pdf-Datei unterhalb zum Herunterladen platziert.

PTK Bayern

 

 

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Bayerischer Kindergesundheitsbericht 2015 1.7 MB
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