Psychotherapeutenkammer Bayern

Bayerischer Landespsychotherapeutentag 2025 – Kammermitglieder wählen das Thema!

Meldung vom 28.04.2023

 

Am 28. Juni 2025 findet der nächste Bayerische Landespsychotherapeutentag (LPT) in München statt. Die Mitglieder der PTK Bayern haben die Möglichkeit bereits jetzt online über das Thema des LPT abzustimmen. Zur Auswahl stehen vier Themenkomplexe, die hier kurz vorgestellt werden. Das Thema mit den meisten Stimmen wird das Leitthema des LPT 2025.

Zur Wahl stehen folgende Themen:

1. Aggression – die Dosis macht’s? Von der Konstruktion zur Destruktion

Der Begriff Aggression lässt meist zunächst an ein affektgesteuertes, destruktives Verhalten denken. Im Wortsinn „etwas in Angriff zu nehmen“ kann aber auch ein gesundes, konstruktives Verhalten sein. Ein gleichermaßen reflektierter wie eindeutiger Umgang mit Aggression hat in vielen gesellschaftlichen Bereichen hohe Relevanz.
Für die Psychotherapie ist die Aggression eine Herausforderung, die Chancen für das Individuum und die Gemeinschaft beinhaltet, wenn sie angemessen bewältigt wird. Voraussetzungen sind ein vertieftes Verständnis der konstruktiven und destruktiven Anteile der Aggression und spezifische Therapiekonzepte.

  • Aggression – eine Triebfeder der menschlichen Entwicklung? Mit: kulturanthropologischen und transkulturellen Perspektiven
  • Hormonelle Grundlagen, auch unter Genderaspekten
  • Wut als gesunde Emotion in ungesunden Verhältnissen / Beziehungen
  • Aggression in Partnerschaften / hochkonflikthafte Trennungen        
  • Systemsprenger*innen – Kindliche Aggression als Herausforderung für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und Jugendhilfe
  • Autoaggression
  • Aggression in der Psychotherapie / Beziehungsgestaltung von Psychotherapeut*innen
  • Sozialpsychologie des Krieges – der Krieg als Massenpsychose. Was hat der Krieg mit unserem Pazifismus gemacht?
  • Psychisch kranke Straftäter*innen / Forensische Psychotherapie / Die Arbeit der
  • bayerischen Präventionsambulanzen
  • Gibt es gewaltfreie Kommunikation?

 

2. Angst und Angststörungen in Zeiten globaler Bedrohungen

„Angst essen Seele auf“ war der Titel eines bekannten Films von R.W. Fassbinder. Aber natürlich kann sie auch dem Überleben dienen und angemessenes Verhalten auslösen, sonst hätte die Evolution sie nicht hervorgebracht. Wie ist der aktuelle Stand des Wissens zu den Übergängen zwischen diesen beiden Polen und wieviel Angst ist der derzeitigen Häufung globaler Bedrohungen angemessen?

  • Update: Funktion und Funktionsabläufe von Angst
  • Zur Unterscheidung von Realangst und irrationaler Angst
  • Auswirkungen realer / globaler Bedrohungen auf das individuelle Angsterleben
  • German Angst? Gibt es kulturelle und gesellschaftliche Besonderheiten?
  • Was kann sich hinter Angst verbergen? Abgrenzung und Übergang zu anderen Affekten
  • Update: Psychotherapie von Angststörungen und Angst-Symptomen bei anderen Störungen

 

3. Identität – zwischen Konformität und Distinktion

Soziale Identitäten spielen im sozialen Miteinander eine große Rolle. Insbesondere die Zugehörigkeit zu sozial oder politisch diskriminierten oder als diskriminiert erlebten Gruppen scheint zunehmende Relevanz zugewiesen und selbstbewusster vertreten zu werden. Welche Rolle spielt dies in Psychotherapien? Was macht den Trend zur Distinktion aus und warum ist normal sein so unsexy? Ab wann wird ein Vorbehalt, eine Zuordnung zu einer Identität oder einer Diagnose nicht ungeprüft oder unreflektiert zu übernehmen, zur Diskriminierung der davon Betroffenen?

  • Wie bildet sich das soziale Konstrukt „Identität“, was macht sie aus?
  • Ist Identität ohne Abgrenzung/Diskriminierung Anderer möglich, und welche sozialen Folgen hat die Antwort?
  • Zur Bedeutung psychischer Diagnosen für die individuelle und soziale Identität – zwischen Entlastung und Stigmatisierung
  • Diversität in der Psychotherapie – was sind die Barrieren, wo sind die Chancen?
  • „seelisch behindert“ – was bedeutet die UN-BRK und der Gedanke der Inklusion für Menschen mit einer psychischen Erkrankung?

 

4. Gemeinsinn – was geht uns das an?

Während Selbstoptimierung, Karrierestreben und individueller Konsum weiter hoch im Kurs stehen, machen wir zunehmend die Erfahrung, dass wir als Individuen zentralen gesellschaftlichen Themen scheinbar machtlos gegenüberstehen. Klimakrise, Krieg, wachsende soziale Ungleichheit, Generationengerechtigkeit und die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft – viele Themen erfordern gemeinschaftliche, solidarische Reflektion und Aktion. Wie steht es also um den Gemeinsinn, die Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft zu engagieren? Und geht Gemeinsinn die Psychotherapie etwas an?

  • Gemeinsinn – die Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts
  • Darf, kann, muss Psychotherapie heute werteorientiert sein?
  • Welche Rolle hat Psychotherapie in Bezug auf den Gemeinsinn / gesunde und solidarische Gemeinschaften?
  • Aspekte / Besonderheiten der Gruppentherapie
  • Effekte von Sozialisationskulturen: z.B. der professionellen Ganztagesbetreuung oder lebensgemeinschaftlicher Sozialisationskulturen in anderen Ländern / Ethnien
  • Exklusiver Gemeinsinn in ideologischen Gemeinschaften (Sekten, Reichsbürger*innen, Terrorgruppen…) – psychotherapeutisch zu behandeln?
  • Auswirkungen der digitalen Vergemeinschaftung

 

Mitglieder der PTK Bayern haben bis zum 24. Mai 2023 die Möglichkeit über das Thema unter www.soscisurvey.de/bylpt-2025 abzustimmen.

 

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