Nach den Grußworten von Gerhard S. Hafenbrädl, Ständiger Vertreter des Referenten für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, informierte Dr. med. Hediaty Utari-Witt, Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin sowie Psychoanalytikerin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die Teilnehmer über innere Prozesse in der Migration im Zusammenspiel mit der neuen Außenwelt. Die Referentin ging in ihrem Vortrag dabei aus psychoanalytischer Sicht auf zwei Hauptkonflikte im Migrationsprozess ein: Den Ambivalenzkonflikt und den Trennungs- und Individuationskonflikt. Weiter ging sie der Frage nach, was im Inneren eines Menschen geschieht, der sein Heimatland verlässt oder verlassen muss und versuchen muss, in der neuen Umwelt zurechtzukommen. Am schwierigsten in der Behandlung von Migrant/inn/en erscheint Dr. Utari-Witt, so ihr Resümee, die Aufdeckung und Interpretation der kulturellen Rationalisierungen intrapsychischer Konflikte und die Übertragungsreaktion. Den kompletten Vortrag von Dr. Utari-Witt finden Sie in der unteren Downloadliste.
Barbara Abdallah-Steinkopff, Psychologische Psychotherapeutin und Leitende Psychologin bei Refugio München, ging in ihrem Vortrag auf die Zusammenarbeit mit Dolmetschern in Beratung und Therapie ein. Vor dem Gespräch sei es wichtig, dass die/der Therapeut/in den Dolmetscher über das informiere, was im Gespräch erreicht werden sollte. Umgekehrt soll sich die/der Therapeut/in vom Dolmetscher über kulturelle Aspekte, die für den Inhalt des Gesprächs wichtig sein könnten, informieren lassen. Nach dem Gespräch sei es wichtig, dass Therapeut und Dolmetscher ihre Eindrücke über den Patienten beschreiben und evtl. Hypothesen formulieren. Lob und kritische Rückmeldung auf beiden Seiten seien notwendig für eine Sicherung der Effektivität der Therapie und eine Stabilisierung der Dyade Dolmetscher-Therapeut. Wesentlich für die/den Therapeut/in/en seien kurze, prägnante Sätze, das Vermeiden von Nebensätzen und abstrakter Substantive sowie typisch deutscher Redewendungen. Der Dolmetscher sollte möglichst wortwörtlich übersetzen und den Redefluss auf beiden Seiten regulieren. Der komplette Vortrag von Barbara Abdallah-Steinkopff ist in der unteren Liste zum Downloaden vorbereitet.
Die Thematik wurde in fünf parallelen Workshops vertieft. Hier ging es um den Umgang mit dem Fremden in mir und in der Psychotherapie Kulturalisierung versus Personalisierung, Erziehung, Ehe und Familie junge Migrantinnen türkischer Herkunft zwischen Anpassung und Fremdheit, Kultursensible Suchttherapie praktische Arbeit mit alkoholabhängigen Patienten aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien, Elterntraining für Migranten und Flüchtlinge sowie Körperorientierte Psychotherapie bei türkischen Migranten.
Im Rahmen des abschließenden Rahmenprogramms wurde ein Ausschnitt des Films des österreichischen Filmemachers Walter Wippersberg Das Fest des Huhnes gezeigt, ein fiktionaler Dokumentarfilm und eine Persiflage.