Zu den Vorträgen, Workshops und Angeboten der Veranstaltung im Einzelnen (alle Vorträge finden Sie in der unteren Downloadliste):
Prävention psychischer Störungen eine Herausforderung für die Zukunft war der Titel des ersten Fachvortrages, den Prof. Dr. Dieter Kleiber, Arbeitsbereich Prävention und psychosoziale Gesundheitsforschung, Freie Universität Berlin, hielt. Die Epidemiologie, Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie begründeten den dringenden Bedarf verstärkter Gesundheitsförderung und Prävention auch im Bereich psychischer Störungen. Diese sollte, so Kleiber, vor allem Jugendliche, aber auch Erwachsene als Zielgruppen auswählen, sozial-kompensatorisch und geschlechtersensibel sein und in Settings wie Kindergärten, Schule, Betrieb etc. lebensnah realisiert werden. Dafür seien international (WHO), EU-weit (Grünbuch) und national Rahmenbedingungen zu schaffen (Präventionsgesetz; Leitfaden Prävention der GK) bzw. die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Als Spezialisten für Verhaltensänderung hätten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/in/en sowie Psychotherapeut/in/en für Erwachsene hier wichtige Aufgaben: Entwicklung von Präventionsmaßnahmen, flächendeckende Implementierung derselben, Schaffung gesetzlicher und institutioneller Voraussetzungen für ihre Anwendung sowie wissenschaftliche Evaluierung (Evidenzbasierung). Gesundheitsförderung und Prävention sollten deshalb auch in der Aus- und Weiterbildung einen wichtigeren Stellenwert bekommen. Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit!, forderte Kleiber. Für deren Herstellung bedürfe es gesellschaftlicher Anstrengungen, und Veränderungen, die gemeinsames Handeln notwendig machten.
Im zweiten Fachvortrag befasste sich Dipl.-Psych. Julia Scharnhorst, Health Professional Plus, Wedel, mit ressourcenorientiertem Stressmanagement. Stress sei das am zweithäufigsten genannte arbeitsbedingte Gesundheitsproblem in Europa, erklärte die Referentin. Berufsbedingter Stress sei daher eine der größten Herausforderungen für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit in der EU. Scharnhorst stellte verschiedene Stressmodelle vor, erläuterte Ansatzpunkte für Stressmanagement, erklärte das ressourcenorientierte Stressmanagement und sprach am Schluss die Resilienz an, die Fähigkeit, sich angesichts andauernder Belastungen, Traumata, Tragödien oder andauerndem Stress anzupassen und wieder zu erholen. Wichtige Techniken der Stressreduktion seien auf der Gefühlsebene Ablenkung und soziale Unterstützung. Situationskontrolle, Zeitmanagement und eine Senkung der eigenen Ansprüche seien wichtige Faktoren auf der Ebene des Denkens. Autogenes Training und Entspannungsmethoden helfen im vegetativen Bereich. Progressive Muskelentspannung, Sport und Bewegung seien weitere Strategien zur ressourcenorientierter Stressbewältigung.
Prof. Dr. Martin Hautzinger, Leiter der Abteilung für Klinische Psychologie und Entwicklungspsychologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen, befasste sich in seinem Vortrag mit Frühprävention von Angst und Depression. Hautzinger berichtete über Möglichkeiten und Programme zur Frühprävention von Angst und Depression bei Kindern und Jugendlichen und legte Forschungsbefunde zu deren Effektivität vor. Besonderes Interesse fanden die verschiedenen Präventionsprogramme wie u. a. Freunde, Go, Lars und Lisa sowie Yes, die der Referent näher erläuterte. Die Schlussfolgerungen von Prof. Hautzinger: präventive Programme zur Vorbeugung depressiver bzw. ängstlicher Symptomatik stehen zur Verfügung und funktionieren; diese Programme haben bei leichter Symptomatik therapeutische Effekte; Programme sind altersgerecht und leistungsangemessen zugänglich; Programme werden gut angenommen, sowohl von Kindern, wie von Lehrern; vermehrte und weitere Anstrengungen bei der Evaluation sind erforderlich.