Psychotherapeutenkammer Bayern

Nationale Versorgungsleitlinie „Unipolare Depression“ veröffentlicht: Psychotherapie zentrales Behandlungselement

10. Dezember 2009 - Die nationale Versorgungs-Leitlinie „Unipolare Depression“ wurde am 26.11.2009 veröffentlicht. Diese Leitlinie wurde von den Experten der Verbände, Institutionen und Fachgesellschaften aus den Bereichen Psychotherapie und Psychiatrie in mehrjähriger Arbeit auf der Grundlage der Auswertung der einschlägigen Forschungsergebnisse entwickelt und nun unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Geltungsbereich der Leitlinie bezieht sich auf unipolare depressive Störungen, d. h. depressive Episoden, rezidivierende depressive Störungen, anhaltende affektive Störungen und sonstige affektive Störungen ab einem Behandlungsalter von 18 Jahren. Die Leitlinie ist dabei nicht als Richtlinie im Sinne einer Regelung des Handelns oder Unterlassens aufzufassen, die bei Nichtbeachtung definierte Sanktionen nach sich zieht. Aber die Leitlinie gibt Psychotherapeuten und Ärzten über 100 Empfehlungen bei der individuellen und qualitativ optimalen Patientenversorgung und legt klare Schnittstellen fest.

Hauptziel der Leitlinie ist, dass Depressionen in Deutschland besser erkannt, diagnostiziert und behandelt werden. Hierfür soll die abgestufte und vernetzte Versorgung zwischen haus-, fachärztlicher und psychotherapeutischer Behandlung unter Einbeziehung von Patienten- und Angehörigenvertretern verbessert werden. Darüber hinaus stellen die Leitlinien die Versorgungsabläufe für depressive Erkrankungen dar, benennen die dabei entstehenden Entscheidungssituationen und definieren das jeweilige Vorgehen der Wahl.

Ausgehend von den vier Behandlungsstrategien „aktiv-abwartende Begleitung“ (watchful waiting), „psychotherapeutische Behandlung“, „medikamentöse Behandlung“ und „Kombinationstherapie“ richtet sich die Wahl der geeigneten Behandlungsart, so die Leitlinie, nach klinischen Faktoren wie der Schwere der Symptome, dem Erkrankungsverlauf und dem, was der Patient möchte.
Die Leitlinie wörtlich: „In der Behandlung depressiver Erkrankungen hat sich die Psychotherapie heute in großem Umfang mittels unterschiedlicher Verfahren etabliert, sowohl im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich.“

Zur Behandlung akuter leichter- bis mittelschwerer depressiver Episoden ist Psychotherapie nach aktuellem Stand der Wissenschaft die erste Wahl. Bei akuten schweren Depressionen wird die Kombination von Psychotherapie mit Psychopharmaka empfohlen.

Die Leitlinie stellt klar, dass Psychotherapie auch nach erfolgter Symptomverbesserung zur weiteren Stabilisierung (sogenannte Erhaltungstherapie) und zur Vorbeugung eines „Rückfalls“ zu langfristig günstigeren Effekten führt als die Pharmakotherapie. Psychotherapie erhöht die notwendigen Bewältigungsfähigkeiten gerade bei kritischen Lebensereignissen und kann somit wiederkehrende depressive Episoden reduzieren.

Zur Wirksamkeit von Antidepressiva nimmt die Leitlinie klar Stellung: Danach sei in placebokontrollierten Studien eine klinisch relevante Wirksamkeit bei einer akuten antidepressiven Behandlung nur bei jedem zweiten Patienten festzustellen. „In derartigen Therapiestudien mit einer Dauer von bis zu maximal zwölf Wochen beträgt die Responserate für Antidepressiva meist zwischen 50 und 60 %.“ Bei leichten Depressionen sei ein Unterschied zwischen Placebo und Antidepressiva statistisch nicht nachweisbar, so dass nur sehr wenige Patienten von einer Behandlung mit Antidepressiva profitierten.

Es ist geplant, aus der vorliegenden Leitlinie „Unipolare Depression“ im nächsten Schritt einen Leitfaden für Patienten zu erstellen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse würden laufend im Rahmen von Aktualisierungen der Leitlinie integriert.

Die Kurzfassung der Leitlinie „Unipolare Depression“ haben wir als pdf-Datei hier für Sie vorbereitet.

Die Langfassung als pdf-Datei finden Sie hier.
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