Psychotherapeutenkammer Bayern

Früherkennung der Depression bei Kindern und Jugendlichen muss verstärkt werden

24. März 2011 - Depressionen bei Kindern und Jugendlichen werden immer noch zu spät erkannt und als „normale“ pubertäre Krisen missverstanden. Um auf die Bedeutung der Früherkennung hinzuweisen, hat daher die Landeshauptstadt München gemeinsam mit dem Münchner Bündnis gegen Depression im Münchner Rathaus eine Pressekonferenz organisiert. Ansprechpartner und Experte für die Journalisten war auch Peter Lehndorfer, Vizepräsident der PTK Bayern.

Lehndorfer sagte in seinem Statement gegenüber den zahlreichen Journalisten, dass Depression kein Grund sei, die Hoffnung aufzugeben. Die Erfolgsaussichten psychotherapeutischer Behandlung seien prinzipiell gut. Um einen auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Behandlungsplan zu erstellen, sei eine intensive diagnostische Phase notwendig. Lehndorfer stellte des Weiteren die psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten depressiver Kinder vor und betonte die Bedeutung der Prävention psychischer Störungen im Kinder- und Jugendalter, die „neben der Behandlung eine wesentliche Säule ist, um den Ausbruch einer Erkrankung zu verhindern.“

Aus seiner Erfahrung als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut berichtete er, dass Jugendliche oft eine große Scheu hätten, eine Praxis aufzusuchen. Nach den ersten Sitzungen jedoch würden sie erkennen, dass ihnen dort professionell geholfen werden könne. Wichtig sei auch, hob Lehndorfer hervor, dass neben den Lehrerinnen und Lehrern auch die Erzieher/innen auf das frühzeitige Erkennen von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen vorbereitet werden. „Sie müssen keine Diagnose stellen oder gar behandeln. Aber sie sollten sensibel sein und Warnzeichen erkennen, um dann mit den Eltern zu sprechen, damit diese entsprechende Hilfen in Anspruch nehmen können.“ Am Ende seines Pressestatements wies der Vizepräsident auf die bis zu drei Millionen Kinder in Deutschland hin, die mindestens einen Elternteil haben, der psychisch erkrankt ist. Das sollte dazu führen, dass bei der Behandlung von psychisch kranken Erwachsenen immer die Frage zu stellen sei, ob es Kinder oder Jugendliche gibt, die davon betroffen sein könnten. Das komplette Statement von Peter Lehndorfer steht am Ende dieser Meldung als pdf-Datei zum Downloaden bereit.

Vizepräsident Peter Lehndorfer (links) in der Pressekonferenz neben Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München: 'Für die Behandlung gibt es von psychotherapeutischer Seite gut wirksame Strategien auf der Basis wissenschaftlich anerkannter Psychotherapieverfahren.' (Foto: Johannes Schuster)

Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, betonte die Wichtigkeit der genauen Beratung und fachlichen Begleitung sowohl für die Betroffenen als auch für ihr Umfeld: „Depression muss nicht nur frühzeitig erkannt werden. Es müssen auch präventive Angebote frühzeitig und ausreichend zur Verfügung stehen.“ Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne, Psychiater und Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität München, beschrieb die Situation vieler junger Patient/inn/en so: „Bis zu 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen erkranken während des Heranwachsens an einer Depression. Doch die traurigen, zurückgezogenen Kinder und Jugendlichen fallen selten auf und leiden im Stillen. Karl-Heinz Möhrmann, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern der Angehörigen psychisch Kranker (LApK), erklärte, dass Scham, Schuldgefühle und Versagensängste bei den Eltern häufig anzutreffen seien. „Wenn rechtzeitig und sachkundig eingegriffen wird, lässt sich der aktive Ausbruch oder eine Verschlechterung der Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit vermeiden“, so Möhrmann.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde auch ein neuer Informationsflyer vorgestellt, den eine Arbeitsgruppe des Münchner Bündnisses gegen Depression mit Unterstützung des Referats für Gesundheit und Umwelt erstellt hat. Er informiert zum einen über die Symptome von Depression bei Kindern und Jugendlichen und gibt zum anderen einen Überblick über die wichtigsten Beratungs- und Behandlungseinrichtungen in München.

Den neuen Flyer „Depression bei Kindern und Jugendlichen“ können Sie sich als pdf-Datei herunterladen.

Rita Wüst (rechts), Geschäftsführerin des Münchner Bündnisses gegen Depression, moderierte die Pressekonferenz, die im Neuen Rathaus in München stattfand. (Foto: Johannes Schuster)

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