Psychotherapeutenkammer Bayern

Gesetzliche Grundlagen für eine präventive Gesundheitspolitik für Kinder und Jugendliche dringend erforderlich

28. Januar 2010 - Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter sind weit verbreitet und nehmen zu. Mittlerweile leidet fast jedes dritte Kind im Laufe seiner Entwicklung unter einer psychischen Erkrankung. Im Vordergrund stehen Depressionen, aggressive Verhaltensweisen, ADHS und Angststörungen. Die Zahl der psychisch kranken Kinder und Jugendlichen, die stationär im Krankenhaus behandelt werden, nimmt rapide zu. Bei den unter 15jährigen um 23 Prozent, bei den 15- bis 19jährigen sogar um 42 Prozent. Insgesamt wurden nach der Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2008 rund 120.000 psychisch kranke Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren stationär behandelt.

Neben der Sicherstellung einer angemessenen psychotherapeutischen Betreuung der Kinder und ihres familiären Umfeldes sind flächendeckende präventive Maßnahmen unverzichtbar. Ziel muss der flächendeckende Zugang für alle bayerischen Bürger/innen und insbesondere für Kinder und Jugendliche zu erprobten und wissenschaftlich evaluierten präventiven Maßnahmen sein. Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung psychischer Störungen müssen dabei sowohl die Entwicklung der Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen sowie die Stärkung von Erziehungskompetenzen der Eltern als auch die lebensweltlichen Bedingungen im Blick haben. In der aktuellen Publikation des Bundesministeriums für Gesundheit „Nationales Gesundheitsziel. Gesund aufwachsen: Lebenskompetenzen, Bewegung, Ernährung“ (Januar 2010) wird explizit unterstrichen, dass bei allen Präventionsmaßnahmen immer integrativ vorzugehen ist und daher die Förderung der psychischen Gesundheit eine zentrale Rolle spielen muss. Das Bundesfamilienministerium plant einen neuen Anlauf für ein Kinderschutzgesetz, das auf zwei Säulen steht: Prävention und Intervention. Schwerpunkte der Säule Prävention sind u.a. niedrigschwellige und frühe Hilfsangebote für Familien in belasteten Lebenslagen und die Stärkung der Zusammenarbeit aller damit befassten Berufsgruppen im Kinderschutz (Netzwerkbildung).
In Bayern befasst sich eine Arbeitsgruppe im Bayerischen Gesundheitsministerium mit dem Ausbau von Prävention psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, in der auch die PTK Bayern mitarbeitet. Die Ergebnisse werden Mitte Februar 2010 erwartet.
Auch der aktuelle Präventionsbericht der gesetzlichen Krankenversicherungen (Dezember 2009) unterstreicht die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche um das Risiko für psychische Erkrankungen und körperliche Erkrankungen zu verringern. Besonders die Bedeutung der Prävention psychischer Störungen wird dabei hervorgehoben.
Die notwendige Kooperation für flächendeckende präventive Angebote ist jedoch wegen der geteilten Finanzverantwortung der Träger in der Praxis bislang strukturell stark behindert. Dies belegt auch der 13. Kinder- und Jugendbericht. Die PTK Bayern spricht sich daher für eine integrierende gesetzliche Regelung („Präventionsgesetz“) aus. Hierzu sollen die Träger und Akteure aus dem Gesundheitswesen, der Jugendhilfe und dem Bildungsbereich auf ein konzertiertes Zusammenwirken bei der Prävention psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen verpflichtet werden.
Die PTK Bayern war selbst im Jahr 2009 mit mehreren Projekten zum Thema Prävention aktiv. Erstens gab es eine Fortbildungs- und Informationsveranstaltung mit fast 600 Teilnehmern und eine begleitende viel beachtete Pressekonferenz, bei denen ein Schwerpunkt auf der Prävention von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen lag. Zweitens hat die Kammer wie oben erwähnt aktiv am Runden Tisch „Kinder- und Jugendpsychiatrie“ der drei Staatsministerien für Gesundheit, Soziales und Unterricht mitgewirkt und die Berichte zu den Themen Prävention und Behandlung entscheidend mit gestaltet. Drittens wurde für die Stadt München für deren Projekt „Prävention psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen in München“ ein Beratungspapier erstellt. Die Kammer wirkte außerdem an der Münchener Woche für seelische Gesundheit und an einer Resolution des bayerischen Landesgesundheitsrates mit. Sie unterstützte auch das Volksbegehren Nichtraucherschutz in Bayern, das ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Prävention leistet. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) ist im Kooperationsverbund gesundheitsziele.de auf Bundesebene engagiert und unterstützt weitere Präventionsprojekte.
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