Jahrzehntelang waren Schmerzpatient/innen unterversorgt aus Sorge, durch Anwendung stärkerer Schmerzmittel eine Sucht auszulösen. Schmerzmittel bergen zwar immer ein gewisses Suchtpotenzial in sich, Sucht entwickelt sich aber zusätzlich aus dem Zusammenspiel von Merkmalen der Person und der Umwelt. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Verordnungen synthetischer Opioide vervierfacht. Dennoch werden nur wenige Schmerzpatient/innen durch ein Schmerzmittel abhängig. Auch finden synthetische Morphine bei Opiatabhängigen als Ersatzmittel Anwendung. Immer wieder wird die Frage diskutiert, welche Rolle die Schmerzmedikation bei der Suchtentwicklung spielt und wie mit möglichen Risiken umgegangen werden kann. Vor dem Hintergrund der mittlerweile 23 Millionen Schmerzpatient/innen in Deutschland muss deshalb der Grenzbereich zwischen der Sucht- und Schmerzmedizin viel differenzierter bearbeitet werden.
Die Fachreferenten informierten die Teilnehmer/innen zu den Themen Sucht und Schmerz. Anthropologische Aspekte, Schmerzmittel im pharmazeutischen Profil, Schmerztherapie zwischen Standards und individueller Problemlage sowie über die Rolle der multimodalen Therapie.
Vor Beginn des Suchtforums fand auf dem Campus Großhadern eine Pressekonferenz statt, auf der die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml ein auf den Patienten abgestimmtes Vorgehen im Rahmen einer wirksamen Therapie im Grenzbereich der Schmerz- und Suchtmedizin hervorhob. Einfache Lösungen von der Stange gebe es nicht, es gelte stets abzuwägen zwischen der Notwendigkeit einer wirksamen Schmerztherapie und dem möglichen Suchtpotenzial. Die Ansprechpartner/innen der Kooperationspartner Priv.-Doz. Dr. Heiner Vogel, Vorstandsmitglied der PTK Bayern, Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Vorstand der bayerischen Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis, Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der BLÄK, sowie Ulrich Koczian, Vizepräsident der BLAK, wiesen auf die Verunsicherung in der Verordnung von Schmerzmitteln hin, vor allem von Opioiden. Das sei insbesondere dann gegeben, wenn das Suchtpotenzial dieser Substanzen nicht zutreffend abgeschätzt werden kann. Diese Problemlage erfordere daher eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Sucht- und der Schmerzmedizin und den damit involvierten Berufsgruppen wie den Psychotherapeut/innen, die therapeutisch, und den Apotheker/innen, die präventiv Hilfe bieten können, so die gemeinsame Erklärung der BAS und der drei Heilberufekammern. Melanie Huml nahm in der Pressekonferenz darüber hinaus Bezug auf den Zugang zu Cannabis als Arzneimittel. Wörtlich sagte sie: Das derzeitige Vorhaben der Bundesregierung, betroffenen Patientinnen und Patienten den Zugang zu weiteren Arzneimitteln auf Cannabisbasis auf Betäubungsmittelrezept zu erleichtern, begrüße ich. Wichtig sei dabei, dass die Sicherheit und Kontrolle im Betäubungsmittelverkehr auch weiterhin gewährleistet werden könne. Ich erwarte, dass die Bundesregierung einem möglichen Missbrauch von Cannabis-Arzneimitteln mit klaren Regelungen einen Riegel vorschiebt', so Huml.