Psychotherapeutenkammer Bayern

41. Delegiertenversammlung: Beschluss der Weiterbildungsordnung für die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten Bayerns

Die Delegierten beschlossen mit sehr großer Mehrheit die Weiterbildungsordnung für die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten Bayerns und setzten damit einen wichtigen Meilenstein für die Zukunft der Psychotherapeut*innen. Außerdem stimmten die Delegierten einer Änderung der Berufsordnung zu und nominierten Mitglieder und stv. Mitglieder für den Verwaltungsrat des Versorgungswerks. Die 41. Delegiertenversammlung fand am 29. Juni 2022 das erste Mal seit Beginn der Corona-Pandemie wieder in Präsenz statt und wurde von den Delegierten zum regen Austausch, Diskussion und Kennenlernen genutzt.

Seit Ende März der neu gewählte Vorstand: (v.l.n.r.): Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel, Prof. Dr. Heiner Vogel, Prof. Dr. Monika Sommer, Birgit Gorgas, Dr. Anke Pielsticker, Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop, Vizepräsidentin Nicole Nagel. (Foto: Siegfried Sperl)

Bericht des Vorstands

Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop ging im Bericht des Vorstands auf die hohen psychischen Belastungen für viele Menschen durch den Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie ein – nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Personen, die im Gesundheitsbereich tätig sind. Aufgrund des Krieges in der Ukraine gab es eine gemeinsame Positionierung mit der Bayerischen Landesärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Die PTK Bayern bot eine Fortbildungsveranstaltung zur psychosozialen und psychotherapeutischen Unterstützung geflüchteter Menschen aus der Ukraine gemeinsam mit Refugio München an. Insgesamt ist die Nachfrage an Psychotherapie noch weiter gestiegen, daher stellt Nikolaus Melcop die Forderungen der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) zur Überarbeitung der Bedarfsplanung vor. Außerdem ging er auf die Forderungen im Bereich des komplexen Leistungsbedarfs für schwer psychisch kranke Menschen ein und berichtete auch über die Gespräche mit bayerischen Bundestagsabgeordneten dazu. Er informierte über weitere Aktivitäten der Kammer im Rahmen der Autismus-Strategie Bayern, der Selbsthilfe und den Gesundheitsregionenplus.

Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop informierte im Bericht des Vorstands über aktuelle Themen der Berufspolitik. (Foto: PTK Bayern)

Vizepräsidentin Nicole Nagel berichtete aus dem Bereich Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Dabei informierte sie über die Förderung der Netzwerkarbeit, die nicht erst seit dem gestiegenen Behandlungsbedarf aufgrund der Corona-Pandemie oder den Auswirkungen des Ukraine-Konflikts von Bedeutung ist. Nicole Nagel nahm u.a. an der ressortübergreifenden Expert*innenrunde beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) teil. Hier sei eine dauerhafte Einrichtung der Runde als Beratungsgremium zu den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen für das StMGP geplant. Das Thema psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen war auch bei einer Fortbildung der Geschäftsstellenleitungen der Gesundheitsregionenplus im Fokus, bei der sie einen Vortrag hielt. Außerdem berichtete sie über das Gemeinschaftsprojekt „Kinder kranker Eltern“ der PTK Bayern, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) sowie einiger Krankenkassen, welches eine schnelle und direkte Beratung durch Psychotherapeut*innen oder Ärzt*innen bei hohen Belastungen in der Familie ermöglicht.

Vizepräsidentin Nicole Nagel berichtete über Veranstaltungen und Aktivitäten aus dem Bereich Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. (Foto: PTK Bayern)

Vorstandsmitglied Birgit Gorgas informierte über Aktuelles rund um den Suchtmittelkonsum. So informierte sie über das 21. Bayerische Suchtforum zum Thema Neuroenhancement, also den Einsatz psychoaktiver Substanzen zur Steigerung kognitiver Fähigkeiten oder emotionaler Befindlichkeit. Das Suchtforum ist eine jährliche Veranstaltung der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen, der Bayerischen Landesärztekammer und der Bayrischen Landesapothekerkammer und der PTK Bayern. Außerdem thematisierte Birgit Gorgas in ihrem Bericht die Cannabis-Legalisierung, die im aktuellen Koalitionsvertrag angekündigt wurde. Sie informierte über die Entwicklung des Gesetzes und den Standpunkt der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). In einem Round-Table zur „Neuausrichtung der Drogen- und Suchtpolitik“ unter Beteiligung der Landespsychotherapeutenkammern und mit Hilfe deren Stellungnahmen wurde ein Standpunkt erarbeitet, der auch der Bundesregierung übermittelt wurde. Die Veröffentlichung des Standpunktes „Cannabis legalisieren, Alkohol verteuern, Hilfsangebote ausbauen“ erbrachte ein großes Medienecho insbesondere zu der Forderung, auch Alkohol restriktiver zu handhaben.

Birgit Gorgas erläuterte die aktuellen Aktivitäten auf Landes- und auf Bundesebene zum Thema Suchtmittelkonsum. (Foto: PTK Bayern)

Der Vorstand und die Delegierten hießen außerdem unseren langjährigen Justitiar Thomas Schmidt in seiner neuen Aufgabe als Geschäftsführer der Kammer herzlich willkommen. Herr Schmidt hatte die Aufgabe der Geschäftsführung bereits seit Februar kommissarisch zusätzlich übernommen, seit Juni ist er nun offiziell Geschäftsführer der PTK Bayern.

Thomas Schmidt ist der neue Geschäftsführer der PTK Bayern (links im Bild). Kammerpräsident Dr. Nikolaus Melcop beglückwünscht ihn im Namen des Vorstands zur neuen Position. (Foto: PTK Bayern)

Satzungen der PTK Bayern

Vorstandsmitglied Dr. Anke Pielsticker gab einen Überblick über die neue Weiterbildungsordnung für Psychotherapeut*innen in Bayern. Sie stellte dafür die Entwicklung der Musterweiterbildungsordnung auf Bundesebene in den verschiedenen Gremien vor und erläuterte die Struktur der Weiterbildung und die Abschnitte A: Paragrafenteil, B: Gebiete, C: Psychotherapieverfahren in Gebieten und D: Bereiche. Für die Delegierten hatte bereits Ende Mai ein ausführlicher Workshop zur geplanten Weiterbildungsordnung stattgefunden, damit Aufbau, Entstehungsprozess und geplante Umsetzung ausführlich diskutiert und alle Fragen geklärt werden konnten. Auch in der Delegiertenversammlung brachten die Delegierten ihre Meinungen und Standpunkte sowie Anregungen für noch zu klärende Fragen ein. Letztendlich stimmten die Delegierten mit sehr großer Mehrheit für die Weiterbildungsordnung für die Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten Bayerns und setzten damit einen großen Meilenstein für den Nachwuchs der Profession. In der intensiven, kritischen und konstruktiven Diskussion wurde deutlich, dass die Delegierten die Umsetzung der neuen Weiterbildung mit Engagement aufmerksam und unterstützend begleiten, um die Weiterbildung u.a. auch auf Basis der geplanten Evaluation in Zusammenarbeit mit den anderen Landeskammern und den Bundesgremien weiterentwickeln und verbessern zu können.

 

Vorstandsmitglied Dr. Anke Pielsticker stellte die Weiterbildungsordnung für Psychotherapeut*innen in Bayern vor, die anschließend von den Delegierten mit großer Mehrheit beschlossen wurde. (Foto: PTK Bayern)

Geschäftsführer Thomas Schmidt erläuterte den Entwurf einer künftigen Gebührenstruktur für die Weiterbildung, um die in der Verwaltung anfallenden Kosten in der Kammer zu finanzieren. Er erläuterte dafür u.a. die Arbeitsaufwände, die hinter einer Prüfung der Voraussetzungen für die Erteilung einer Weiterbildungsbefugnis oder der Zulassung einer Weiterbildungsstätte durch die Kammer stehen. Der Beschluss der erforderlichen Änderungen der Gebührensatzung ist für die kommende DV geplant.

Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel stellte Änderungen der Berufsordnung vor. Dabei wurden die Änderungen der Musterberufsordnung umgesetzt und z.B. die neue Berufsgruppe der Psychotherapeut*innen berücksichtigt. Die Delegierten stimmten den Änderungen einstimmig zu.

Vizepräsident Dr. Bruno Waldvogel erläuterte die Änderungen der Berufsordnung. (Foto: PTK Bayern)

Vorstellung des Versorgungswerks der Psychotherapeut*innen

In einem Vortrag durch Mitarbeiter*innen der Bayerischen Versorgungskammer wurden den Delegierten Aufgabe, Zuständigkeit und Organisation des Versorgungswerks vorgestellt. Das Versorgungswerk ist Träger der berufsständischen Versorgung im Alter, bei Berufsunfähigkeit und für die Hinterbliebenen der Mitglieder. Es wurde erläutert, wie eine Mitgliedschaft für Psychotherapeut*innen bei der Bayerischen Ingenieurversorgung Bau mit Psychotherapeutenversorgung (BIngPPV) aussieht und wie die Beiträge vom Versorgungswerk mit dem Ziel langfristiger Sicherheit und Rendite und auf Grundlage strenger Nachhaltigkeitskriterien angelegt werden. Zudem wurde vorgestellt, wie sich der Verwaltungsrat zusammensetzt und welche Aufgaben dieser hat. Die PTK Bayern kann sechs Mitglieder und sechs Stellvertreter*innen nominieren, berufen werden diese durch das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration.
Die Delegiertenversammlung stimmte sich anschließend über die Nominierung der Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder ab.

 

Weitere Berichte

Seit der letzten Delegiertenversammlung hatte lediglich die Kommission Psychotherapie in Institutionen getagt. Dr. Christian Hartl informierte darüber.

Außerdem berichteten die satzungsgemäßen Vertreter*innen der Ausbildungsteilnehmenden PP / KJP, Ausbildungsinstitute PP / KJP, Studierenden in den gemäß der Approbationsordnung akkreditierten Studiengängen sowie der Universitäten, die einen Studiengang gemäß Psychotherapeutengesetz anbieten über ihre aktuelle Arbeit und Anliegen.

Die Delegiertenversammlung wurde im Frühjahr 2022 gewählt und trat zur 41. DV erstmals in Präsenz zusammen. (Foto: Siegfried Sperl)
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