Psychotherapeutenkammer Bayern

12. Suchtforum „Neue Drogen hat das Land“: Über 450 Teilnehmer/innen in München

Das 12. Suchtforum mit dem Titel „Neue Drogen hat das Land“ fand am 10.4.2013 im Klinikum rechts der Isar in München statt. Mehr als 450 Psychologische Psychotherapeut/innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/innen, Ärztinnen und Ärzte, Apotheker/innen, Lehrer/innen, Erzieher/innen, Sozialpädagog/innen und Mitarbeiter/innen von Suchthilfeeinrichtungen nahmen daran teil. Die bewährten Kooperationspartner des Suchtforums waren die PTK Bayern, die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK), die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen BAS e.V. sowie die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK).
Der Drogen-Überwachungsrat der Vereinten Nationen teilte in seinem Jahresbericht Anfang März 2013 mit, dass die rasante Zunahme neuer psychoaktiver Substanzen – Designerdrogen, Legal Highs, Herbal Highs oder Badesalzdrogen genannt – zunehmend die öffentliche Gesundheit bedrohe. Weil die Inhaltsstoffe dieser neuen Drogen teilweise nicht verboten seien, könnten wirksame Kontrollen oft nicht durchgeführt werden. Neue berauschende Substanzen kämen indes nahezu wöchentlich auf den Markt, beklagt der UN-Drogenbericht. Dabei wachse die Zahl der Anbieter, welche die Stoffe über das Internet vertreiben, rasant. Kamen zwischen 2000 und 2005 im Durchschnitt fünf neue Designerdrogen auf den Markt, waren es 2011 bereits 49, so der Jahresbericht der UN. Die USA bleiben im internationalen Vergleich weiterhin der größte illegale Drogenmarkt. In Europa habe sich der Missbrauch in den vergangenen Jahren auf hohem Niveau stabilisiert. Auch in Deutschland steige der Missbrauch an Designerdrogen. Indes stagniere oder sinke der Konsum von Cannabis und Opiaten. Der weltweite Trend zu synthetischen Drogen und den damit einhergehenden Veränderungen in den Party- und Drogenszenen stellt die Gesellschaft und das Suchthilfesystem vor neue Herausforderungen.
 
Das 12. Suchtforum widmete sich diesen Themen in Fachvorträgen und Diskussionen, ging der Frage nach der Verbreitung neuer Drogen nach und erörterte die grundlegenden Konsummotive in einer „Beschleunigungsgesellschaft“. Darüber hinaus wurden einige Substanzen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Applikationsformen, Wirkspektren und Vermarktungswege vorgestellt. Ferner wurde u. a. Wissen zu Diagnostik, Behandlungspraxis und Prävention inklusive der Vorstellung konkreter Projekte vermittelt.
 
Im Klinikum rechts der Isar fand vor der Veranstaltung eine Pressekonferenz statt. Ansprechpartner von Seiten der Kooperationspartner für die Medienvertreter waren Dr. Heiner Vogel, Vorstandsmitglied der PTK Bayern, Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Vorstand der BAS, Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der BLÄK sowie Ulrich Koczian, Vizepräsident der BLAK. Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml sagte wörtlich: „Das beste Mittel gegen Drogenkonsum ist eine breitgefächerte Präventionsarbeit. Wichtig ist, mit jungen Menschen frühzeitig ins Gespräch zu kommen, um ihnen die Gefahren und Folgeschäden von Drogen vor Augen zu führen.“
Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml warnte vor der neuen und äußerst gefährlichen Droge Crystal Meth. Diese sei vergleichsweise leicht verfügbar und zu niedrigen Preisen erhältlich, aber extrem gesundheitsgefährdend. (Foto: Johannes Schuster)
Dr. Heiner Vogel wies in seinem Statement auf die hohe Relevanz der Präventionsarbeit im Drogenbereich hin. Prävention müsse sowohl bei den bereits bekannten als auch den neuen Drogen eine Schlüsselrolle einnehmen: „Gerade bei Adoleszenten ist das Risiko von Drogenkonsum besonders hoch, deshalb ist es von großer Bedeutung, in dieser Altersgruppe ein besseres Verständnis für akute und chronische Folgen der Drogenkonsums zu entwickeln und die Jugendlichen dabei zu unterstützen, Ressourcen zu aktivieren und Selbstwirksamkeit zu lernen, anstatt sich mit Drogen zu betäuben.“ In Beratung und Therapie sei es laut Vogel wichtig, individuelle, aus Sicht der Klienten vermeintlich kurzfristige Vorteile des Drogenkonsums zu erfassen und in den Fokus einer Behandlung zu stellen, um alternative Verhaltensweisen zu erlernen und ein Durchbrechen des Teufelskreises des Drogenkonsums zu ermöglichen.
Vorstandsmitglied Dr. Heiner Vogel auf der Pressekonferenz im Klinikum rechts der Isar. Neben ihm Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der BLÄK. (Foto: Johannes Schuster)
Die Presseinformation, die Statements der Experten der Pressekonferenz sowie die Präsentationen der Fachvorträge der Referent/inn/en können Sie als pdf-Dateien in der unteren Liste herunterladen.
 
Ministerialrat Dr. Georg Walzel, im Bayerischen Gesundheitsministerium u. a. zuständig für Sucht und Drogen, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Aktion „mindzone“, die – vom Bayerischen Gesundheitsministerium unterstützt – viele Menschen in der Partyszene direkt anspricht und u. a. über die Risiken der Droge Crystal Meth informiert.
Dr. Georg Walzel, Bayerisches Gesundheitsministerium, sagte bei seinem Grußwort wörtlich: „Alle, die mit der Droge Chrystal Meth zu tun haben, sind zur Wachsamkeit aufgerufen. Es ist daher sehr wichtig, dass sich das Suchtforum mit diesem Thema befasst.“ (Foto: Johannes Schuster)
Die Themen der Fachvorträge im Überblick:
 
  • Tempo (Speed) um jeden Preis: Anreiz zu Grenzüberschreitungen in der Beschleunigungsgesellschaft (Prof. em. Dr. Heiner Keupp, München)
     
  • (Partyszene-)Trend „Neue Drogen“ und (Drogen-)Trends: Neue Applikationsformen, Wirkspektren und Vermarktungswege (Prof. Dr. Rainer Schmid, Wien)
     
  • Klinische Konsequenzen und Herausforderungen des Amphetamin-Type-Stimulants (ATS)-Trends: 15 Jahre Crystal-Meth-Behandlung in Oberfranken – aus der Praxis für die Praxis (Dr. Roland Härtel-Petri, Bayreuth)
     
  • Aktuelle Drogen aus Sicht der Polizei und Präventionsstrategien (Isabella Heilmeir, München)

 

Großes Interesse der Teilnehmer/innen des 12. Suchtforums im Hörsaal A des Klinikums rechts der Isar in München. (Foto: Johannes Schuster)
Das 12. Suchtforum wird mit den gleichen Inhalten am 24.7.2013 in Nürnberg wiederholt. Weitere Informationen und ein Anmeldeformular finden Sie hier .
 
PTK Bayern
 
 
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