Psychotherapeutenkammer Bayern

9. Delegiertenversammlung (DV) der PTK Bayern am 26.10.06

30. Oktober 2006 - Bei der 9. Delegiertenversammlung, die voraussichtlich die letzte in dieser Wahlperiode war, stellte Präsident Dr. Nikolaus Melcop nach den einführenden Tagesordnungspunkten im Bericht des Vorstands die Gefahren der aktuellen Gesundheitsreform für die psychotherapeutische Versorgung in Bayern und Deutschland und ihre möglichen Auswirkungen auf die niedergelassenen und angestellten Kolleg/innen dar. „Und nicht nur unsere finanzielle Grundlage ist in Gefahr. Die Gesundheitsreform legt die Axt an die Selbstbestimmung unseres Berufes.“ Psychotherapeut/inn/en seien an entscheidenden Stellen im Gesetz vergessen worden. Er berichtete, wie die Kammer auf diese Situation mit unterschiedlichen Aktivitäten zur Einflussnahme auf das laufende Gesetzgebungsverfahren in Form von Presseerklärungen, Stellungnahmen und persönliche Kontakten mit führenden Politikern aus Bayern reagiert habe, und konnte auch auf erste Erfolge verweisen:

„Wir mischen uns ein, wir kämpfen für die psychotherapeutische Versorgung und für alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten!“

Obwohl bisher viel geleistet worden sei bei der gesellschaftlichen und gesetzlichen Verankerung und der Integration der Berufe in das medizinische System, seien jetzt verstärkte Anstrengungen notwendig. Melcop sah die zukünftige Interessenvertretung für den Berufsstand perspektivisch auch in der Abgrenzung zu Interessen der Pharmaindustrie und gut organisierter Ärzteverbände. „Wir werden unsere Kräfte noch stärker bündeln müssen.“

Ausgehend von dem Bezug auf die aktuelle politische Situation forderte er u.a. eine Stärkung der wissenschaftlichen Basis und Versorgungsforschung im Bereich der Psychotherapie mit einem breiten Methodenverständnis.

Weitere Schwerpunkte der Arbeit waren u.a.: der Einsatz für die Stärkung der Prävention, die psychotherapeutische Versorgung älterer Menschen, für die Versorgung psychisch kranker Menschen in der privaten Krankenversicherung, die Situation der Psychotherapeuten in Ausbildung (PPiA und KJPiA), die Etablierung einer Mitwirkung der PPiA und KJPiA in der Kammer auch auf Bundesebene, der Einsatz für den Nachwuchs und die Weiterentwicklung des Faches beim Thema Bachelor/Master, Gespräche zum Erhalt des Faches „Klinische Psychologie“ an den bayerischen Hochschulen, die Situation der angestellten PT, insbesondere in den Kliniken. Daneben konnten die „Routinearbeiten“ der Kammer weiter verbessert werden, die Bearbeitungszeit für Fortbildungsanträge gesenkt. Der Psychotherapeuten-Suchdienst wurde eingerichtet und die Einführung EDV-gestützter Bearbeitung der
Fortbildungsanträge ist in Vorbereitung. In den nächsten Monaten steht zusätzlich die Vorbereitung der Kammerwahlen 2007 an.

Zum Abschluss des Vorstandsberichts blickte er noch einmal auf die vergangene Wahlperiode zurück: „Wir haben eine aufregende und oft auch aufreibende Zeit hinter uns ... Es ist spannend zu erleben, wie Stühle für uns gerückt werden und Platz an den Tischen und in den Köpfen gemacht wird ... Wir Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten schaffen Räume für unsere Patientinnen und Patienten - und auch für ein anderes Verständnis von Gesundheit, von Heilung, von persönlicher Entwicklung und von Prävention und Vorsorge.“

In der anschließenden Aussprache wurden die geleistete Arbeit des Vorstands und die Vielzahl von zielführenden Aktivitäten umfassend anerkannt, es wurde differenziert Stellung genommen und Anregungen gegeben.

In einem zweiten Teil dieses Tagesordnungspunkts stellte Vizepräsident Peter Lehndorfer den aktuellen Stand des Verfahrens zur Anerkennung der Gesprächspsychotherapie beim Gemeinsamen Bundesausschuss und die Grundzüge der aktuell geplanten Stellungnahme der Bundespsychotherapeutenkammer vor.
Beim nächsten Tagesordnungspunkt wurden Konzepte zur möglichen Regelung von Zusatzqualifikationen in den Bereichen Neuropsychologie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und Klinische Somatopsychologie vor dem Hintergrund der Musterweiterbildungsordnung und im Hinblick auf den bevorstehenden Deutschen Psychotherapeutentag sowohl inhaltlich als auch strukturell ausführlich besprochen und kritisch diskutiert. Die Themen werden auch im nächsten Jahr weiter Thema der Ausschüsse und des Vorstands sein.

Vizepräsident Peter Lehndorfer stellte den Haushaltsplan 2007 vor, der einstimmig von der Delegiertenversammlung angenommen wurde. Als Vertreter für die neue Periode des Verwaltungsrats des Versorgungswerks ab 1.1.2007 wurden Dr. Nikolaus Melcop und Dr. Herbert Ühlein gewählt, als deren Stellvertreter Benedikt Waldherr und Angelika Wagner-Link. Die Errichtung eines Sozialfonds für PP und KJP ist entsprechend Art. 2 Abs. 1 HkaG notwendig. Geschäftsführer Alexander Hillers führte in das Thema und die Pläne zur Umsetzung ein. Der Einrichtung eines Sozialfonds wurde einstimmig zugestimmt. Die Berichte aus den Ausschüssen, Kommissionen und der Beauftragten rundeten die umfangreiche Tagesordnung ab.
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